Deutschlands VW- und Audi-Händler machen auf dem Verbandstag ihrer Unzufriedenheit Luft. Sie vermissen vor allem eine klare Vertriebsstrategie.
Alexander Sauer-Wagner, Geschäftsführer des VAPV auf der Partnerversammlung des Verbands in Hannover.
Deutschlands VW- und Audi-Partner sind mit ihrem Hersteller unzufrieden. Den Händlern fehlt einerseits eine klare Strategie und andererseits Unterstützung im Tagesgeschäft.
"Wir brauchen Perspektiven, die langfristig sind und somit unseren Unternehmen eine Zukunft geben", sagte Alexander Sauer-Wagner, Geschäftsführer des Volkswagen- und Audi-Partnerverbands (VAPV) auf der jüngsten Versammlung des Verbands in Hannover vor mehr als 600 Händlern.
Angesichts der jüngsten Ankündigungen von VW Nutzfahrzeuge (VWN) und Skoda, den Start des Agenturmodells für E-Autos zu verschieben, sei "völlig unklar", wie es mit dem Agenturmodell grundsätzlich weitergehe und wie die Vertriebsstrategie des Konzerns wirklich aussehe.
Vor dem plötzlichen Agenturstopp bei VWN und Skoda hatte der Konzern im Mai noch angekündigt, die Elektro-Agentur im Konzern auch auf Verbrenner ausweiten zu wollen. Gleichzeitig kursieren Gerüchte, wonach man in Wolfsburg zuvor auch über eine Rücknahme der Agentur bei VW und Audi nachgedacht habe.
Dirk Weddigen von Knapp, scheidender Präsident des VAPV. Designierter Nachfolger ist Alexander Sauer-Wagner.
Den jüngsten Rollback bei VWN begrüßten die Händlervertreter. "Ein Abgesang auf die Agentur ist eine Liebeserklärung an uns Händler", kommentierte Max Christl, Beiratssprecher Volkswagen Nutzfahrzeuge. Der Verband halte es "hinsichtlich Chancen und Risiken" für sinnvoll, die von VWN vorgeschlagene Verschiebungsvereinbarung zu akzeptieren.
Neben der strategischen Unsicherheit hakt es auch im Tagesgeschäft. Vor allem bei Audi. "Das Verhältnis des Herstellers zu den Audi-Partnern ist derzeit gestört", konstatierte Audi-Beiratssprecher Christian Schowalter.
Im Geschäft mit Großkunden sowie bei E-Autos würde derzeit gerade einmal die Hälfte der geplanten Autos verkauft. Es fehle vor allem an Programmen zur Verkaufsförderung, damit die zum Teil sehr betagten Modelle abfließen.
Er habe Kunden, denen er bereits den dritten Audi A4 der aktuellen, 2015 gestarteten Variante verkauft habe, schilderte ein großer Volkswagen-Partner unlängst im Gespräch mit der Automobilwoche. Audi brauche wieder ein gutes, modernes Produktportfolio, das zudem richtig bepreist sei.
Es sei schwer vermittelbar, dass ein Q6 oft teurer als ein Q8 sei. Zudem seien die Preise in der Vergangenheit zu stark gestiegen, meint ein anderer Händler. Das könnten oder wollten sich viele Kunden nicht mehr leisten.
Für Ärger sorgt daneben auch, dass Audi seinen Partnern in die Kasse greifen will. Der Hersteller plane beim Großkunden-Bonus "massive Einsparungen", so Schowalter. So könne es nicht weitergehen. "Diese Entwicklung schadet der Marke nachhaltig."
Ähnliche Probleme gibt es bei VWN. Infolge einer anhaltenden Weigerung des Herstellers, den Absatz mit finanziellen Anreizen anzukurbeln, gebe es im Handel insbesondere beim Crafter und T6.1 hohe Lagerbestände, die schwer auf den Kreditlinien lasteten, so Christl.
Auf der VAPV-Tagung hielt daneben der langjährige Verbandspräsident Dirk Weddigen von Knapp seine letzte offizielle Rede in dieser Funktion. Designierter Nachfolger ist Alexander Sauer-Wagner.
