ZF streicht bis zu 2100 Stellen in Saarbrücken

Der Stellenabbau beim Zulieferer ZF Friedrichshafen konkretisiert sich weiter. Am Getriebestandort Saarbrücken werden bis Ende 2025 je nach Entwicklung der Auftragslage 1800 bis 2100 Stellen wegfallen, bestätigte eine Unternehmenssprecherin der Automobilwoche auf Nachfrage. Dieses soll vor allem mit dem Auslaufen befristeter Verträge erreicht werden.

Das Unternehmen sei zuversichtlich, betriebsbedingte Kündigungen vermeiden zu können. ZF beschäftigt in Saarbrücken rund 1200 Zeitarbeitskräfte, insgesamt arbeiten am Standort zirka 9500 Mitarbeiter. Zuvor hatte der Saarländische Rundfunk über die Entwicklung in Saarbrücken berichtet.

Auf einer Informationsveranstaltung hatte die ZF-Geschäftsführung die Abteilungsleiter über den geplanten Stellenabbau informiert. Laut Zulieferer könnten bis 2028 insgesamt 4400 bis 4500 Stellen gefährdet sein, falls sich die wirtschaftliche Lage des Unternehmens nicht ändert. Am heutigen Tag informiert der Betriebsrat in Saarbrücken die Mitarbeiter über den geplanten Abbau.

Als Grund für die Kürzungen nennt die Sprecherin einen „dramatischen Auftragseinbruch“, auch im Bereich der E-Mobilität. Zwar habe das Unternehmen für die E-Mobilität Kapazitäten aufgebaut, die aber bislang ungenutzt blieben.

Die Produktion zweier neuer E-Achsantriebe soll nur 300 bis 500 der Arbeitsplätze in Saarbrücken retten. Am Standort werden Komponenten für Verbrenner- und E-Autos produziert.

ZF hatte Ende Juli angekündigt, bundesweit bis zu 14.000 Stellen streichen zu wollen. Das entspricht rund jedem vierten Arbeitsplatz bei ZF in Deutschland. Gegen die Stellenkürzungen hatten Ende September mehr als 20.000 Mitarbeiter protestiert, davon 3000 in Saarbrücken.

Der ZF-Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich hatte in einem Interview erklärt, dass das Unternehmen in diesem Jahr bereits "etwas mehr als 1000 Stellen in Deutschland und insgesamt über 1400 weltweit abgebaut" hat. "Es gibt eine Liste von Werken, die möglichst schnell dichtgemacht werden sollen", erklärte Dietrich zudem dem Handelsblatt.

Eine Sprecherin des Zulieferers bestreitet eine solche Streichliste und spricht vielmehr von einer „Bewertungsliste“ der Standorte, die Auskunft darüber gibt, wie wirtschaftlich die Standorte arbeiten.
 
Erst kürzlich hatte der Konzern seine Erwartungen für das Geschäftsjahr 2024 gesenkt. ZF rechnet nur noch mit einem Konzernumsatz zwischen 40 und 42 Milliarden Euro, statt wie ursprünglich erwartet 42,5 und 43,5 Milliarden Euro.

Auch die Profitabilität sackt weiter weg: Die bereinigte EBIT-Marge wird zwischen drei und vier Prozent erwartet, statt 4,9 bis 5,4 Prozent. Besonders heftig ist der Rückgang beim bereinigten Free Cash Flow. Der wird nun nur noch auf mehr als 100 Millionen Euro geschätzt. Bislang lag der Wert für die liquiden Mittel bei mehr als 800 Millionen Euro.

Der Konzern will die Kosten in den nächsten zwei Jahren um sechs Milliarden Euro reduzieren. Die Einsparungen sind notwendig, da das Unternehmen unter einer Schuldenlast von zirka zehn Milliarden Euro aus den beiden Übernahmen des US-Zulieferers TRW Automotive und des US-Nutzfahrzeug-Bremsenherstellers Wabco ächzt.