Recaro: Investoren an Marke interessiert

Nach der Insolvenz des Sitzherstellers Recaro und dem bevorstehenden Ende der Produktion in Kirchheim/Teck stellt sich die Frage, wie es mit dem Unternehmen weitergehen wird. Nach Informationen der Automobilwoche gibt es durchaus Interessenten für das Geschäft mit Autositzen.

Ein Abschluss könnte bald erfolgen. „Wir sind in fortgeschrittenen Gesprächen mit Investoren“, teilte der Insolvenzverwalter Holger Blümle von der Kanzlei Schultze und Braun in Karlsruhe auf Anfrage mit. Details könnten aber erst bei Vollzug genannt werden.

Dabei soll es in erster Linie um die Marke Recaro gehen, die auch in der Automobilbranche einen klangvollen Namen hat. Die Produktion in Kirchheim/Teck südlich von Stuttgart dürfte wie berichtet unwiederbringlich vor dem Aus stehen.

Ohne Folgeaufträge des einzigen Auftraggebers Ineos Automotive hat Recaro offenbar keine Überlebenschance. Ineos hat derzeit die Produktion seines einzigen Modells Grenadier im französischen Werk in Hambach auf unbestimmte Zeit unterbrochen. Wann und mit welchen Sitzen es weitergehen soll, ist unklar.

Für Recaro bedeutet dies, dass 215 Mitarbeiter am Heimatstandort vermutlich ihren Job verlieren. 135 davon sind nach Angaben des Insolvenzverwalters schon widerruflich freigestellt und noch 90 in der Produktion beschäftigt. Die Recaro Automotive GmbH machte zuletzt knapp 50 Millionen Euro Umsatz.

„Der Wert der Marke wurde in Kirchheim/Teck geschaffen, deswegen ist es hoch tragisch, dass der Standort keine Zukunft haben wird“, sagt der Esslinger IG Metall-Geschäftsführer Alessandro Lieb, der für Recaro zuständig ist.

Zwar wäre eine Fortführung der Produktion rein theoretisch möglich. Doch dafür müsste schnell ein neuer Serienauftrag eines OEM kommen. Dieser müsste zudem Sitze aus dem Bestand abnehmen, da Neuentwicklungen einen langen Vorlauf haben.

„Auch wenn es Angebote von Investoren gibt, ist der Zeitfaktor für die Fertigung sehr kritisch“, so Lieb. Neben den für Ineos gefertigten Sitzen vertreibt Recaro Automotive auch Sitze für Fußball-Stadien sowie Oldtimer und Sportwagen.

Über die möglichen Interessenten ist bisher wenig bekannt. Insolvenzverwalter und IG Metall hüllen sich in Schweigen, um den Prozess nicht zu gefährden. Wie die Automobilwoche aus Branchenkreisen erfahren hat, soll es unter anderem um innovative Sitzkonzepte für das autonome Fahren gehen.

Der Markenname Recaro gilt als äußerst attraktiv. Mit einer neuen Idee ließe sich in Zukunft vermutlich auch neues Geschäft aufbauen. Wo solche Sitze gegebenenfalls produziert werden, ist allerdings noch völlig unklar.

Recaro war Ende Juli in die Insolvenz geraten, weil die Kundenabrufe unter den Erwartungen blieben und ein Großauftrag für die Zukunft storniert wurde. Zu dieser Zeit hatte Ineos Automotive angekündigt, sein geplantes zweites Modell mit dem Namen Fusilier auf unbestimmte Zeit zu verschieben.

Die Abhängigkeit von einem einzigen Auftraggeber ist Recaro letztlich zum Verhängnis geworden. Recaro-Betriebsratschef Frank Bokowits hatte gegenüber der Automobilwoche moniert, das Management habe es versäumt, neue Märkte zu erschließen oder Ideen für neue Produkte umzusetzen.