Schwacher E-Auto-Absatz: In der Not wird Nio erfinderisch

Nio ist kein ganz normaler Autohersteller. Das liegt an den Batteriewechsel-Stationen, mit denen das chinesische Unternehmen einen anderen Ansatz verfolgt als die Konkurrenz – auch in Europa. Angesichts des schwächelnden Absatzes von Elektroautos prüft Nio jetzt verschiedene Wege, diese Stationen zu Geld zu machen.

Nio hat in fünf europäischen Märkten nach eigenen Angaben 56 sogenannte Power Swap Stations errichtet. Jetzt will der Hersteller die Kapazität der dort gelagerten Batterien nutzen, um von niedrigen oder sogar negativen Energiepreisen zu profitieren.

Ab dem nächsten Jahr plant Nio zudem den Einsatz von bidirektionaler Ladetechnologie, die es ermöglicht, zu Spitzenzeiten Strom zurück ins Netz zu verkaufen. "Das wird einen sehr großen Einfluss auf unsere Wirtschaftlichkeit haben", sagte Kajsa Ivansson Sognefur, Leiterin von Nio Power Europe, gegenüber der Automobilwoche-Schwester Automotive News Europe (ANE).

Der Absatz von Nio in Europa ging bis August um 20 Prozent auf gerade einmal 1177 Fahrzeuge zurück, wie Daten des Marktforschungsunternehmens Dataforce zeigen. Besonders stark betroffen war der Absatz in Deutschland, wo die Bundesregierung im vergangenen Dezember die Kaufanreize abrupt beendet hat.

Das führte zu einem Rückgang der Verkaufszahlen von Nio um 63 Prozent in den ersten acht Monaten des Jahres. Gleichzeitig konnte der Hersteller jedoch seinen Absatz in Norwegen um 50 Prozent und in den Niederlanden um 47 Prozent steigern.

Die Mehrheit der Nio-Kunden entscheidet sich dafür, die Batterien zu leasen, um die Vorteile der Wechselstationen zu nutzen. Diese ermöglichen es, in weniger als fünf Minuten eine leere Batterie gegen eine volle auszutauschen. Jede Station lagert bis zu 21 Batterien des Unternehmens, was bedeutet, dass potenziell mehr als zwei Megawattstunden Strom verfügbar sind.

Nio führt derzeit in Dänemark und den Niederlanden sogenannte Frequenzausgleichstests durch. Dabei wird das Unternehmen dafür bezahlt, Batterien zu Zeiten aufzuladen, in denen diese Länder überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugen.

An den Teststandorten deckt das dafür gezahlte Geld die Betriebskosten der Stationen, sagt Sognefur. Anfangs nutzte Nio diese Einnahmen, um den Fahrzeugbesitzern kostenlose Batteriewechsel anzubieten. Mittlerweile wurde die Standardgebühr für den Batteriewechsel reduziert.

Im nächsten Jahr wird Nio an zwei Stationen – einer in Schweden und einer in Deutschland – bidirektionales Laden testen. Dabei soll Strom zurück ins Netz verkauft werden, wenn die Nachfrage am höchsten ist. "Smartes unidirektionales Laden bringt bereits große Vorteile, aber bidirektionales Laden ist ein ganz anderes Level", so Sognefur.

Die vom Unternehmen entwickelte Software stellt sicher, dass zu Spitzenzeiten vollständig geladene Batterien für Nio-Kunden verfügbar sind. "Das ist unser tägliches Geschäft: zu wissen, welche Stationen mehr Batteriewechsel benötigen und welche weniger", sagte Hui Zhang, Leiter von Nio Europe, gegenüber ANE. Ende August betrieb Nio weltweit 2552 Power Swap Stations, 2480 davon in China. 

Nio und die kommende Tochtermarke Firefly sind in der Europäischen Union von den zusätzlichen Zöllen auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge betroffen. Nio-Gründer und -CEO William Li kritisierte diese Zölle kürzlich in einem Interview und argumentierte, dass sie Europas Klimaziele gefährden würden.

Li ist der Ansicht, dass Nios Investitionen in die Batteriewechsel-Stationen und deren Nutzen für die Region bei der Berechnung der Zölle berücksichtigt werden sollten. Nio ist das einzige Unternehmen in Europa, das Batteriewechsel anbietet. Auch Firefly wird diese Möglichkeit für seine Modelle anbieten.

Immerhin: Die hohen Kosten für den Aufbau eines eigenen Batteriewechsel-Netzes im Vergleich zur Nutzung von Ladestationen Dritter werden laut Unternehmensangaben durch das Ertragspotenzial kompensiert.

"Bei der Berechnung von Investitionen in neue Wechselstationen berücksichtigen wir auch das Potenzial für Einnahmen aus Netzdienstleistungen", so Sognefur. "Die Zufriedenheit unserer Kunden hat für uns oberste Priorität. Aber das Gute ist, dass wir unsere Kunden bedienen und gleichzeitig diese Dienstleistungen anbieten können."

Dieser Artikel ist zuerst bei der Automobilwoche-Schwester Automotive News Europe erschienen. Er wurde von KI übersetzt und von einem Redakteur der Automobilwoche überarbeitet.