Audi: Kein Investor für Brüssel - Randale auf dem Werksgelände

Audi hat die Suche nach einem Investor für das Werk in Brüssel ergebnislos beendet. "Der potenzielle Investor aus dem Nutzfahrzeugbereich hat die Interessenbekundung zurückgezogen", teilte die VW-Tochter mit. "Es gibt keinen potenziellen Investor für den Standort, damit ist die aktive Investorensuche abgeschlossen."

Überlegungen, den Standort als Komponentenwerk oder zum Recycling zu nutzen, sind ebenfalls vom Tisch. Auch dabei haben sich dem Hersteller zufolge "im Ergebnis keine tragfähigen Lösungen" ergeben.

Bis Ende Februar soll in Brüssel noch der Q8 e-tron gebaut werden. Danach wird die Produktion beendet. Audi verhandelt mit Vertretern der Beschäftigten über einen Sozialplan. Momentan arbeiten etwa 3000 Beschäftigte in dem Werk.

Bei den Verhandlungen über den Sozialplan kam es am Mittwochnachmittag zu gewalttätigen Protesten. Etwa 150 Beschäftigte drangen in den Sitzungssaal ein, blockierten die Tür und zündeten Feuerwerkskörper. Ein Gewerkschaftsmitglied wurde leicht verletzt. Gegen 17 Uhr beendete die Polizei die Aktion. "Gewalt verurteilen wir in jeder Form", sagte Werksleiter Thomas Bogus.

Die Positionen bei den Verhandlungen liegen dem Unternehmen zufolge noch weit auseinander. Audi habe vergangene Woche ein deutlich verbessertes Angebot vorgelegt. Das hätte die Basis für Verhandlungen sein sollen. Am Mittwochvormittag hätten die Vertreter der Belegschaft jedoch einen Gegenvorschlag präsentiert, der deutlich höhere Forderungen enthalten habe als ihre früheren Vorschläge.

Die Probleme des Werks sind zahlreich, so liegt es etwa mitten in der Stadt, was eine Erweiterung ebenso schwierig macht wie die Belieferung mit Komponenten und den Abtransport der fertigen Autos.

Darüber hinaus kämpft Audi mit einer Reihe weiterer Schwierigkeiten. Der Gewinn ist im dritten Quartal eingebrochen. Die neuen Elektromodelle Q6 e-tron und A6 e-tron kommen in einer Zeit auf den Markt, in der die Nachfrage nach E-Autos sinkt.

Im kommenden Jahr gelten in Europa strengere Grenzwerte für Emissionen, weshalb die Hersteller quasi gezwungen sind, mehr Elektroautos zu verkaufen. Das könnte einen Preiskrieg auslösen, der die Margen mindern würde.

Schwierig ist die Lage auch in China, wo Audi bisher zuverlässig hohe Gewinne erzielt hat. Doch inzwischen kaufen die Chinesen lieber bei einheimischen Herstellern. (swi)