Türkei: Gewinn von Ford Nutzfahrzeuge-Tochter eingebrochen

Ford Otosan, das auf Transporter spezialisierte Joint Venture von Ford in der Türkei, hat in den ersten neun Monaten einen Gewinnrückgang von 57 Prozent verbucht. Grund dafür ist die galoppierende Inflation in dem Land.

Die höheren Kosten für den Bau des Lieferwagens Transit und anderen Fahrzeugen bei Ford Otosan in der Türkei waren zum Teil der Grund dafür, dass Ford in den ersten neun Monaten keine Rekordgewinne erzielen konnte, sagte CEO Jim Farley am 28. Oktober auf der Telefonkonferenz zu den Unternehmenszahlen.

Ford Otosan baut in der Türkei die großen und mittelgroßen Transporter der Transit-Baureihe und hat in diesem Jahr im Rahmen einer umfassenderen Partnerschaft zwischen den beiden Unternehmen mit der Produktion des neuen mittelgroßen Transporters von Volkswagen begonnen. Außerdem baut das Unternehmen den Kompaktvan Transit Courier und den kleinen Geländewagen Puma in Craiova, Rumänien, her.

Das Joint Venture mit der Koc Holding ist eine wichtige Gewinnquelle für Ford in der Region, nachdem das Unternehmen sein defizitäres europäisches Pkw-Geschäft heruntergefahren hat.

Dazu gehört auch die Einstellung der Produktion des Kleinwagens Fiesta und die Schließung des Werks in Saarlouis, in dem das Kompaktmodell Focus hergestellt wird, im kommenden Jahr.

Die Türkei hat sich zu einem beliebten Standort für die kostengünstige Produktion von Automobilherstellern in Europa entwickelt, aber in den letzten Jahren hat das Land unter einer anhaltend hohen Inflation gelitten. Nach Angaben des türkischen Statistikinstituts lag sie im Oktober bei 49 Prozent.

Die hohe Inflation „erhöht die Materialkosten für die in Europa verkauften Transit-Kleintransporter“, sagte Farley bei der Bilanzvorlage. Diese Auswirkungen und die gestiegenen Garantiekosten für das Unternehmen haben uns in diesem Jahr von einem bereinigten Rekord-EBIT abgehalten“, sagte er den Analysten.

Ford Otosan verzeichnete bis September einen Umsatz von 405 Milliarden Türkischen Lira (11,09 Milliarden Euro) und einen Betriebsgewinn von 22,9 Milliarden Lira, was einem Rückgang von 57 Prozent entspricht, so Ford Otosan in seinem Neunmonatsbericht. Die Marge lag bei 5,7 Prozent, gegenüber 13 Prozent im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Der hohen Inflation in der Türkei im vergangenen Jahr wurde durch eine schwächere Währung entgegengewirkt, die die Kosten für Exporte senkt. Allerdings hat sich die türkische Lira in diesem Jahr gegenüber dem Euro stabilisiert, wobei der Euro in den ersten neun Monaten um 17 Prozent gegenüber 46 Prozent im gleichen Zeitraum des Vorjahres zulegte, so Ford Otosan.

Der Anstieg der Inflation trug nach Angaben des Unternehmens zu einem Anstieg der Kosten der verkauften Waren um fünf Prozent bei, der sich aus einem Anstieg der Rohstoffkosten um zwei Prozent und einem Anstieg der Produktionskosten um 24 Prozent ergab.

Ford Otosan hat von Januar bis September mehr als drei Viertel der 457.554 hergestellten Fahrzeuge exportiert. Der größte Teil davon ging nach Europa, wo der Autohersteller mit 15 Prozent einen marktführenden Anteil an den Transporterverkäufen hält.

Das Gemeinschaftsunternehmen gehört zu gleichen Teilen Ford und der Koc Holding mit jeweils 41 Prozent, der Rest wird an der Istanbuler Börse gehandelt. Ford Otosan hat sich verpflichtet, von 2021 bis 2025 1,4 Milliarden Euro zu investieren, um das Werk in Kocaeli in der Türkei für den Bau des neuen Transit Custom und des dazugehörigen VW Transporters zu modernisieren.

Die Gesamtproduktion der Vans (Custom und Transporter) stieg in den ersten neun Monaten um 32 Prozent auf 148.788 Fahrzeuge. Die Produktion des großen Transits sank um drei Prozent auf 119.699 Exemplare.

Im Werk Craiova wurden bis September 119.669 Puma produziert, ein Rückgang um 15 Prozent, während das Unternehmen 59.655 Exemplare des neuen Courier herstellte.
Ford investiert in das Werk, um sowohl den Puma als auch den Courier mit Elektroantrieb auszustatten. Ford Otosan hatte Craiova im Jahr 2022 für 625 Millionen Euro von Ford gekauft.