Mit Donald Trump als Präsident und Elon Musk als seinem Berater kommen schwere Zeiten auf die deutschen Autobauer zu. Nicht nur die Zölle auf US-Ìmporte bedrohen das Geschäftsmodell.
Burkhard Riering, Herausgeber und Chefredakteur
Es ist schwer zu sagen, ob ein Automobilunternehmer in der Geschichte schon einmal so nah an der Macht war und so viel politischen Einfluss besaß wie Elon Musk. Wahrscheinlich nicht.
Der Tesla-Chef und reichste Mensch der Erde wird eine einflussreiche Stellung in der neuen Trump-Regierung einnehmen. Zuvor hatte er den Republikaner im Wahlkampf heftig unterstützt, hinter ihm auf der Bühne beseelt abgetanzt und auf seiner Plattform X dafür gesorgt, dass republikanische Erzählungen dominieren.
Musk ist schon fast bei Trump eingezogen. Die Woche nach der Wahl hatte er hauptsächlich auf dessen Anwesen Mar-a-Lago verbracht und setzte sich in alle möglichen Meetings. Er soll in seinem Regierungsjob die US-Verwaltung entbürokratisieren, ordentlich aufräumen, Kosteneinsparungen identifizieren. Doch auch an Calls mit Erdogan oder Selenskyj nahm er teil.
Die Nähe zur Macht zahlt sich schon aus: Der Aktienkurs von Tesla stieg in den vergangenen Wochen um 50 Prozent, während etwa Aktien deutscher Autohersteller nach der Trump-Wahl absackten. Es wird befürchtet, dass es Trump ausländischen Unternehmen schwerer machen wird, im Land Produkte zu verkaufen. Stichwort Importzölle. America first lautet das Motto, und das ist auch ganz nach Musks Gusto.
Deutsche und andere europäische Hersteller beobachten nun genau, was die neue US-Regierung für sie bereithält. Sollte China die Daumenschrauben anziehen als Antwort auf erhobene EU-Strafzölle und die USA ebenfalls Maßnahmen ergreifen, könnten hiesige Autokonzerne als die großen Verlierer aus dem neuen globalen Handelsgefüge hervorgehen. Sie können nur hoffen, dass der Freihandel nicht am Ende ist. Sonst kippen ihnen die Leitmärkte weg wie Dominosteine.
Und es könnte deutsche Autohersteller doppelt treffen: einerseits höhere Zölle auf die Fahrzeuge selbst, und andererseits Einschränkungen in der Lieferkette, wenn zum Beispiel Autos nur noch nicht-chinesische Komponenten besitzen dürfen. Dieses Szenario von PwC-Autoexperte Felix Kuhnert wäre praktisch das Ende der Lieferbarkeit.
Allerdings gibt es noch keine Fakten zu konkreten Plänen. Im Wahlkampf nannte Trump einen Aufschlag für EU-Waren von 20 Prozent als realistisch. Deutsche Autokonzerne können zwar auf ihre US-Werke verweisen. Aber immerhin 400.000 Fahrzeuge importieren die deutschen Hersteller jedes Jahr in die USA (Quelle: VDA).
Und nicht minder bedrohlich ist die Ansage, dass für Waren aus Mexiko drastische Strafzölle fällig werden können. Auch hier bauen die Deutschen Hunderttausende Autos, um sie zu exportieren.
Sicher würden US-Maßnahmen zu neuen Überlegungen in den Werksbelegungen führen und manchen Plan über den Haufen werfen. Die Nervosität ist dementsprechend groß, auch wenn man nach außen auf das jahrzehntelange Engagement in Amerika verweist.
Die erste Amtszeit Trumps haben hiesige Unternehmen relativ unbeschadet überstanden, weil er viele Drohungen aus der Wahlkampfzeit letztlich nicht wahrgemacht hatte. Doch darauf kann man sich jetzt nicht verlassen. Die Lage ist unberechenbar.
Musk übrigens soll sein neues Amt bis zum 4. Juli 2026 ausüben. Bis dahin wird es viele Gewinner und Verlierer geben. Doch Musk, der schon so oft unterschätzt wurde, wird sicher zu den Gewinnern gehören. Sein Büro haben sie übrigens „Department of Government Effiency” genannt, kurz DOGE – wie seine Kryptowährung, mit der er nebenbei jongliert.
