Amazon hat einen Großauftrag über 202 elektrische Langstrecken-Lkw bei Daimler Truck aufgegeben. Schwache Absatzzahlen trüben die Freude darüber.
Amazon wird Pakete in Deutschland und Großbritannien mit dem eActros 600 künftig emissionsfrei liefern.
Es ist die weltweit größte Bestellung für elektrische Lkw, die der Versandriese Amazon bisher getätigt hat. Bei Daimler Truck hat das US-Unternehmen 202 eActros 600 in Auftrag gegeben. Ein einzelner Lkw kostet laut Liste rund 340.000 Euro.
Damit summiert sich das Volumen auf knapp 70 Millionen Euro. Es ist auch der größte Einzelauftrag für E-Lkw in der Geschichte des Nutzfahrzeugherstellers und besonders wichtig für die Strategie von Daimler-Truck-Chefin Karin Rådström.
Die Elektro-Lkw sollen im so genannten Middle-Mile-Netzwerk von Amazon betrieben werden. Sie transportieren Frachtcontainer zu und von Amazons Abwicklungszentren, Sortierzentren und Lieferstationen.
Pro Jahr sollen die Fahrzeuge mehr als 350 Millionen Pakete ohne Abgasemissionen befördern und dabei 20 Millionen Kilometer zurücklegen. 147 der Lkw werden in Großbritannien und 55 in Deutschland im Einsatz sein. 38 E-Lkw sind laut Amazon seit Ende 2024 bereits auf europäischen Straßen unterwegs.
Amazon hatte in den vergangenen Monaten bereits einen seriennahen Prototyp des eActros 600 ausgiebig getestet und sich danach für die Bestellung entschieden. Andreas Marschner, Vice President of Worldwide Operations Sustainability bei Amazon, bezeichnete den Kauf als wichtigen Schritt „auf dem Weg zur Erfüllung unseres Climate Pledge, bis 2040 in all unseren Geschäftsbereichen CO2-neutral zu arbeiten.“
In Zukunft sollen über 1500 E-Lkw in Amazons europäischem Transportnetzwerk eingesetzt werden, davon mehr als 500 in Deutschland.
Das Elektro-Flaggschiff von Daimler Truck verfügt über eine große Batterie mit 600 Kilowattstunden Kapazität und soll dank eines besonders effizienten Antriebs auch mit 40 Tonnen Gesamtzuggewicht im Alltag eine Reichweite von 500 Kilometern erreichen.
Mit entsprechender Ladeinfrastruktur kann das Fahrzeug an einem Tag auch über 1000 Kilometer zurücklegen. Auf lange Sicht und unter Einbeziehung aller Kosten wie Maut etc. soll der eActros auch profitabler sein als ein vergleichbarer Diesel-Lkw.
Amazon hat bereits beim einstigen Daimler-Konzern Erfahrungen mit elektrischen Nutzfahrzeugen gesammelt. So waren 2020 rund 1800 eSprinter und eVito von Mercedes-Benz geordert worden und über Jahre im Einsatz.
Aktuell seien 1500 E-Transporter unterwegs, davon 600 Modelle des US-Herstellers Rivian, an dem Amazon auch beteiligt ist. Weltweit hat Amazon nach eigenen Angaben bereits 24.000 Elektrofahrzeuge auf den Straßen.
Insgesamt hat Daimler Truck im vergangenen Jahr 4035 Lkw mit rein elektrischem Antrieb verkauft. Dies bedeutet ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der eActros 600 ist allerdings erst Ende des Jahres in die Serienproduktion gegangen und damit noch nicht eingerechnet.
Erste Auslieferungen sollen laut Daimler Truck im ersten Quartal 2025 erfolgen. Bei der IAA Transportation in Hannover im September 2024 sprach Truck-Chefin Rådström von 2000 Bestellungen und nochmals so vielen Absichtserklärungen.
Während die Elektro-Lkw zulegen konnten, brach der Absatz von Daimler Truck insgesamt im vergangenen Jahr ein. 460.409 verkaufte Einheiten bedeuten einen Rückgang um 12 Prozent. Besonders hart traf es die Kernmarke Mercedes-Benz, die vor allem in Europa verkauft wird.
Hier schrumpfte der Absatz um 20 Prozent auf 126.477 Einheiten. Auch in Asien liefen die Geschäfte schlecht (minus 22 Prozent), während sich der Markt in Nordamerika weitgehend stabil zeigte. Hier verdient Daimler Truck mit der Marke Freightliner auch das meiste Geld. Gegen den Trend zulegen konnte das Busgeschäft. 26.646 verkaufte Busse bedeuten ein Plus von zwei Prozent.
