Die beiden VW-Tochtermarken wollen die drohenden Zölle von US-Präsident Donald Trump umgehen. BMW-Chef Oliver Zipse schlägt eine andere Strategie vor.
Produktion im VW-Werk Chattanooga in Tennessee: Das Werk hat Überkapazitäten, die Audi und Porsche nutzen könnten.
Audi und Porsche könnten künftig Autos in den USA bauen. Das wird einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge im VW-Konzern diskutiert, zu dem beide Marken gehören. Damit könnten die Autobauer die Importzölle umgehen, mit denen der neue US-Präsident Donald Trump droht.
Im Gegensatz zur Kernmarke VW Pkw produzieren Audi und Porsche nicht in den USA. Audi verfügt über ein Werk in Mexiko, in San Jose Chiapa. Die dort gebauten Q5 werden in die USA importiert, andere Modelle kommen aus Europa.
Trump hat Zölle sowohl auf Importe aus Mexiko als auch auf solche aus Europa angekündigt. Damit könnten die Gewinne deutlich sinken, schreibt die Ratingagentur Moody’s. Bei Audi gibt es deshalb schon seit einiger Zeit Überlegungen, überschüssige Kapazitäten im VW-Werk in Chattanooga zu nutzen. Das Werk ist nicht ausgelastet. Eine weitere Möglichkeit wäre das Werk der neuen Submarke Scout, das muss aber erst noch gebaut werden.
Porsche produziert bisher ausschließlich in Europa. Da die Autos generell teurer sind, könnten die Kunden einen Aufschlag vermutlich eher verkraften. Dennoch ist auch für Porsche eine Produktion in den USA ein Thema, denn seitdem das Geschäft in China nicht mehr so gut läuft wie früher, hat der zweitgrößte Automarkt der Welt an Bedeutung gewonnen.
BMW-Chef Oliver Zipse plädiert dafür, dem US-Präsidenten entgegenzukommen.
Einen anderen Weg hat BMW-Chef Oliver Zipse vorgeschlagen: Europa könnte seinen Zoll auf Autos aus den USA von derzeit zehn auf 2,5 Prozent senken. Er wäre damit ebenso hoch wie der aktuell von den USA auf europäische Fahrzeuge erhobene Zoll.
Möglicherweise könnte ein solcher Schritt Trump davon abhalten, den Zoll auf europäische Autos wie geplant zu erhöhen. Der neue US-Präsident hatte sich schon in seiner ersten Amtszeit über das Handelsdefizit seines Landes gegenüber der EU geärgert.
Die Chefs der großen deutschen Autobauer waren damals in die USA gereist und hatten ihm vorgerechnet, wie viel Geld sie dort investieren und wie viele Mitarbeiter sie beschäftigen.
Auch Mercedes-Chef Ola Källenius hatte in seiner Eigenschaft als Präsident des europäischen Herstellerverbands ACEA vor Kurzem in einem offenen Brief für eine Verständigung plädiert, um einen Handelskrieg zu vermeiden.
Mercedes und BMW haben beide Fabriken in den USA, in denen sie vor allem die dort beliebten großen SUVs herstellen. Sie wären von Zöllen wohl weniger betroffen als andere Autobauer, müssten aber dennoch mit weniger Gewinn leben. (swi)
