Cariad: Wer vom Stellenabbau betroffen ist

Die Entscheidung kam überraschend, aber nicht unerwartet. Cariad, Volkswagens Software-Sparte, will bis zum Jahresende in den technischen Bereichen bis zu 30 Prozent der Stellen abbauen. Insgesamt arbeiten bei Cariad derzeit 5900 Menschen, wie viele Mitarbeiter tatsächlich betroffen sein werden, ist noch offen. Ersten berichten nach handelt es sich um rund 1600, eine Zahl, die der Betriebsrat nun allerdings dementiert. Laut Gesamtbetriebsrat der Cariad wurden keine Abbauzahlen vereinbart.

Zwar konnte Cariad seinen Umsatz 2024 auf 1,3 Milliarden Euro steigern (plus 250 Millionen). Beim Ergebnis steht allerdings immer noch ein dickes Minus: Der operative Verlust liegt nahezu unverändert bei 2,4 Milliarden Euro. Schuld daran sind laut VW "Kosten der Transformation im Zuge der Neuausrichtung".

Seit dem Antritt des neuen Chefs Peter Bosch vor zwei Jahren wird Cariad umgebaut, die Organisation gestrafft, Teams verkleinert und die Mitarbeiterzahl im Verwaltungsbereich bereits um etwa 500 reduziert.
 

Cariads neue Rolle im Rahmen von Volkswagens weltweiter Software-Strategie wird derzeit neu definiert. Die Sparte soll sich zukünftig auf Querschnitts-Themen konzentrieren und die Steuerung der Zusammenarbeit mit externen Unternehmen übernehmen. 

Der Jobabbau, der vorwiegend über ein Freiwilligenprogramm ablaufen soll, soll keine "Software-Entwickler, die für das Unternehmen von zentraler Bedeutung sind," betreffen, so ein Cariad-Sprecher.

Wer das genau ist, bleibt offen. Sicher nicht verzichten wollen wird Cariad auf die Mitarbeiter, die an den Querschnitts-Themen arbeiten: Dazu zählen unter anderem die Bereiche Autonomes Fahren, Cloud-Dienste oder Infotainment, die Cariad entweder selbst oder zusammen mit Partnern wie Bosch entwickelt. 

Allerdings: Als Cariad aufgesetzt wurde, galt offenbar die Devise "Mehr ist mehr". Der frühere VW-Chef Herbert Diess plante ursprünglich mit 10.000 Mitarbeitern, rund 6.500 waren in der Spitzenzeit bei Cariad beschäftigt.

Das Management-Team um Peter Bosch dürfte schnell gemerkt haben, dass es nicht möglichst viele, sonder vor allem die richtigen Mitarbeiter braucht. Dass auch die Zukunftsbereiche fortan schlanker aufgestellt werden, ist wahrscheinlich.

Wie viele Mitarbeiter, die an der Bestands-Software arbeiten, von "zentraler Bedeutung" sind, muss sich zeigen. Die Software-Architektur E3 1.1 läuft in den bisherigen MEB-Fahrzeugen (zum Beispiel ID.3 oder Skoda Enyaq) und funktioniert nach einem holprigen Start inzwischen stabil.

Die 1.2 nutzen derzeit Audi und Porsche in den PPE-Modellen (Premium Platform Electric) Q6 e-tron, A6 e-tron und Macan, der um Jahre verzögerte Marktstart dieser Baureihen geht zum Großteil auf das Konto der Software, die von den Cariad-Entwicklern nicht rechtzeitig fertig gestellt wurde. 

Auch wenn keine Version 1.3 mehr entwickelt wird, dürfte Cariad mit Updates und der Adaption an neue Modelle noch gut zu tun haben. Und: Die steigenden Stückzahlen der MEB- und PPE-Fahrzeuge haben auch maßgeblich zum Umsatzwachstum der Cariad beigeführt, da die Marken Lizenzgebühren für den Einsatz der Software bezahlen. 

Aber: Sowohl MEB als auch PPE werden ab Ende der Dekade von der neuen SSP-Plattform abgelöst, und schon ab 2027 soll die neue Sotwarearchitektur aus dem Joint-Venture mit Rivian Einzug halten. Zusammen mit dem US-Start-Up entwickelt VW derzeit die Architektur für zukünftige Software-Defined-Vehicles entwickelt; parallel dazu laufen in China die Arbeiten mit Xpeng für die dortigen Fahrzeuge.

Denkbar also, dass das Unternehmen auch in diesen Bereichen schon heute Leute gehen lässt. Der Betriebsrat warnt allerdings vor einem pauschalen Abbau, dieser gefährde "das Erreichen von harten Projektzielen und SOPs (Start of Production, Anm. d. Red.) der Marken Volkswagen, Audi und Porsche," so ein Sprecher. 

Hinweis: Das Statement des Betriebsrats wurde am 12.03. ergänzt.