Autohausgruppe König will "entschlacken und verschlanken"

Die schwierigen Rahmenbedingungen setzen Autohändlern immer stärker zu. Mit der König-Gruppe muss sich nun einer der größten und innovativsten Autohändler neu aufstellen.

"Wir haben in guten Zeiten Speck angesetzt. Jetzt sind wir zu viele Führungskräfte in der König-Gruppe. Wir müssen nun das Unternehmen wieder entschlacken und verschlanken", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Dirk Steeger. "Wir sind in einem Transformationsprozess, welcher nicht schnell genug gehen kann."

Der Mehrmarken-Händler aus Berlin, der neben den Marken von Renault und Stellantis auch asiatische Fabrikate vertreibt, hat mehr als 80 Standorte und über 1000 Mitarbeiter, davon gehört etwa ein Zehntel zum erweiterten Führungskreis.

In den vergangenen Wochen und Monate haben bereits einige Manager die Autohausgruppe verlassen: Digitalchef Alexander von der Decken und Prokuristin Stefanie Bartoeck gingen ebenso wie Marketingchef Dirk Schumacher und die Leiterin des Digital-Marketings Daniela Nuffer, die zum VW-Händler Kuhn & Witte wechselten.

Zuletzt ging Geschäftsführer Alexander Seidel, der erst Anfang des Jahres beim Autohaus König begonnen hatte. Er sollte bei der Umstrukturierung helfen und für mehr Effizienz in den Abteilungen sorgen.

Nach knapp zwei Monaten verließ Seidel die König-Gruppe wieder, weil die Vorstellungen zur Umstrukturierung und strategischen Ausrichtung nicht mehr übereinstimmten, wie es in einem internen Schreiben heißt, das der Automobilwoche vorliegt. Seidel startete Anfang April beim Berliner Wettbewerber Autohaus Dinnebier.  

Trotz der Abgänge stellt Steeger klar: "Schrumpfen ist für uns keine Option." Im Gegenteil: "Wenn wir als König-Gruppe weiterhin eine Rolle spielen wollen, müssen wir wachsen. Das geht nicht anders. Darauf sind unsere Strukturen und unsere Größe ausgelegt. Wir können uns nicht auf die ostdeutschen Bundesländer verlassen."

Rund um Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen – dort ist der Autohändler in den vergangenen massiv gewachsen und hat in schnellem Takt Standorte übernommen. Erst im Februar hat König noch aus der insolventen Staffel-Gruppe einen Betrieb in Suhl übernommen.

Doch mit dem schnellen Wachstum hat die Entwicklung der internen Strukturen nicht Schritt gehalten, heißt es aus dem Unternehmen. Teilweise ist die Rede von Insellösungen.

"Wir stellen jede Filiale auf den Prüfstand und optimieren oder verkaufen diese, wie im Fall Halle", so Steeger. Dieser geht an Gebrauchtwagenhändler Autoland (Wilfried Wilhelm Anclam). Steeger ergänzt: "Wir sind aber weiter auf Wachstumskurs und sehen keine Alternative, als intensiv in die Fläche zu gehen."

Den Standort Halle gehört seit 2018 zur König-Gruppe. Er hat eine Ausstellungsfläche von rund 5000 Quadratmetern, die je zur Hälfte für Neu- und Gebrauchtwagen zur Verfügung stehen. Die Fläche ist zu groß, um sie richtig zu bespielen. König verkauft an dem Standort unter anderem Opel, Jeep, Alfa, Fiat und Abarth.

Für seine Marken fordert Stellantis eine neue CI. "Wir müssten hier jetzt ohne Ende investieren, für jede Marke mindestens 200.000 Euro", so Steeger. Da stelle sich für die Frage, ob das Sinn mache. Zumal König andere Standorte im Umfeld hat.

"Der Verkauf eines Standortes bringt uns finanziell nicht nach vorne und wirft uns nicht nach hinten", sagt Steeger. "Unser Unternehmen ist mittlerweile so groß geworden, dass es anders und stringenter geführt werden muss." Andere Unternehmen seien der König-Gruppe definitiv voraus. Steeger: "Sie sind mehr Pfennigfuchser. Das muss man in der heutigen Zeit sein."

Im vergangenen Jahr hatte die König-Gruppe von rund 27.000 Fahrzeuge im Bestand. Viel zu viel. Das hat sich bis heute zwar mehr als halbiert, "ist aber immer noch viel zu viel", so Steeger. Mit mehr als 11.600 verkauften Fahrzeugen waren Januar bis März das stärkste erste Quartal seit der Firmengründung 1966. Offen bleibt, wie die Erträge waren.

Die schwierigen Rahmenbedingungen treffen die gesamte Branche. Die deutsche Wirtschaft geht in das dritte Rezessionsjahr. In den vergangenen Jahren sind die Zulassungen kontinuierlich nach unten gegangenen. "Das bringt uns als König-Gruppe und alle anderen in der Branche unter massiven Kostendruck", sagt Steeger. "Die geringen Erträge reichen für Investitionen und Zukunftsorientierung nicht aus."

Ganz anders noch vor zwei Jahren. "Im Jahr 2023 sind wir mit den Preiserhöhungen nicht hinterhergekommen. Neuwagen waren Bückware. Wir haben den Menschen nur teure Fahrzeuge verkauft, weil sie froh waren, wenn sie überhaupt eines bekamen", so Steeger.

Dann kam über Nacht die Wende: Die Zinsen gingen in Rekordtempo nach oben, die Förderung für E-Autos wurde plötzlich gestrichen. "Das waren Brandbeschleuniger. Plötzlich konnten die Hersteller wieder liefern und haben die Händler mit Fahrzeugen vollgestellt. Die Gesamtentwicklung konnte niemand vorhersehen."