Bilanz 2024: TÜV Rheinland verdoppelt Betriebsergebnis und will weiter investieren

Nach einem guten Jahr 2024 will Prüfdienstleister TÜV Rheinland seinen Expansionskurs fortsetzen: "Wir wollen weiterwachsen und mindestens so viel investieren wie im vergangenen Jahr", kündigte Michael Fübi, Vorstandsvorsitzender des TÜV Rheinland, im Rahmen der Bilanzpressekonferenz an.

Nähere Details zu den Plänen nannte Fübi nicht: "So wie die Welt gerade tickt, ist es schon schwierig, ist der Blick auf die nächsten drei Monate schon schwierig." Das abgelaufene Jahr hat dazu beigetragen, dass der TÜV Rheinland für die weitere Expansion eine solide Basis hat.

Die Erlöse steigerte der Prüfdienstleister um mehr als elf Prozent auf insgesamt 2,71 Milliarden Euro. Davon kam erstmals mehr als die Hälfte (52,4 Prozent) aus dem Ausland. Gut ein Viertel (26 Prozent) des Gesamtumsatzes steuerte der Automotive-Bereich bei.

Deutlich besser entwickelten sich die Erträge: Das Betriebsergebnis schnellte um mehr als das Doppelte auf 214,8 Millionen Euro (Vorjahr: 103,9 Millionen Euro) in die Höhe. Ohne Sondereffekte lagen die Erträge bei 225,4 Millionen Euro (bereinigtes EBIT), ein Plus von 23,3 Prozent. Das entspricht einer Marge von 8,3 Prozent, nach 7,1 Prozent im Vorjahr.

"2024 war für uns ein außerordentlich erfolgreiches Jahr", resümiert Fübi. Ein entscheidender Faktor: internationale Übernahmen. Allein in den vergangenen beiden Jahren hat der TÜV Rheinland 16 Unternehmen in verschiedenen Ländern zugekauft, davon zehn im Jahr 2023. "Wir müssen wachsen, weil wir sonst bei großen internationalen Kunden rausfallen."

Damit mischt der Prüfdienstleister massiv im Konsolidierungsprozess mit, nachdem er in den Jahren zuvor eher zurückhaltend war. Der Grund: Die Nullzinspolitik der EZB hat Private-Equity-Investoren den Weg geebnet. In der Hoffnung auf das schnelle Geld waren sie breit, höhere Preise zu bezahlen. "Als strategischer Investor hätte sich das für uns nicht gerechnet", so Philipp Kortüm, Finanzchef von TÜV Rheinland.

Das hat sich mit dem Zinsschock und der anschließenden Normalisierung geändert. Mit dem Prüfunternehmen Bilprovningen, einem der Marktführer für Fahrzeug- und Maschinenprüfungen in Schweden, hat der Prüfdienstleister Ende vergangenen Jahres die größte Übernahme in der seiner Geschichte bewältigt: 109 Prüfstellen und rund 600 Mitarbeitende in ganz Schweden sorgen für einen Umsatz von mehr als 80 Millionen Euro.

Die Übernahme des schwedischen Wettbewerbers hat dazu geführt, dass der TÜV Rheinland im Bereich Hauptuntersuchungen am stärksten gewachsen ist. Das gilt allerdings nicht für den deutschen Markt. Hier herrscht großer Wettbewerb zwischen den Dienstleistern.

Dafür gab es bei der Homologation, bei der der Dienstleister für das Kraftfahrtbundesamt arbeitet, im vergangenen Jahr ein deutliches Plus. "Wir hatten gut zu tun", so Fübi. Es seien viele chinesische Hersteller mit ihren Fahrzeugen nach Europa gekommen.

Oft ist der Export der einzige Ausweg für chinesische E-Autobauer, denn der Wettbewerb im eigenen Land ist ruinös. Bleibt der Weg nach Europa und USA. Letztere ist aber durch Trumps Zollpolitik quasi für die chinesischen Hersteller dicht.

Ob die Entwicklung anhält, lässt Fübi offen: "Es könnte dadurch zu einem Boom in Europa kommen oder zu mehr Pleiten in China, sodass die Zahl chinesischer E-Autohersteller abnimmt."