"Wir kaufen derzeit kaum Fahrzeuge": Warum Vermieter als Absatztreiber ausfallen

Für die Autohersteller schließt sich der nächste Vertriebskanal: Nachdem Privatkunden schon seit Monaten ihr Geld beisammen halten, fallen nun auch die Vermieter als Absatztreiber aus.

"Wir kaufen derzeit kaum Fahrzeuge, allenfalls von einzelnen Herstellern", sagt Jens Erik Hilgerloh, Präsident des Bundesverbands der Autovermieter Deutschland und CEO der Starcar-Gruppe. Bei den wenigen, die noch genommen werden, "handelt es sich in der Regel um ein Gegengeschäft", so Hilgerloh.

Das zeigt sich bereits am Jahresanfang. In den ersten beiden Monaten ließen die Vermieter knapp 36.000 Pkw neu zu, ein Rückgang von 8,5 Prozent im Jahresvergleich. Noch größer ist das Minus im langjährigen Mittel von 2019 bis 2024: Hier zählte das KBA knapp ein Fünftel (17 Prozent) weniger Pkw-Neuzulassungen.

Hilgerloh: "Der Vermieterkanal ist dicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Branche in diesem Jahr auf einen Anteil von zehn Prozent vom Gesamtabsatz kommt wie sonst üblich."

Damit ziehen die Vermieter ihre Konsequenzen aus der aktuellen Situation und den vergangenen Jahren. In Zeiten der Chip-Knappheit mussten die Vermieter hinten anstehen, denn über den Kanal lässt sich nur wenig verdienen.

"Nach der Lieferkrise haben uns die Hersteller so mit Fahrzeugen vollgepumpt, davon sind wir nicht mehr runtergekommen", so Hilgerloh: "Wir sitzen immer noch auf dem Überhang von damals."

Im vergangenen Jahr sind die Preise für Gebrauchtwagen massiv gefallen – bei Elektroautos noch stärker als bei Verbrennern. Gerade für Vermieter, die Fahrzeuge in der Regel nur sechs bis neun Monate in der Flotte haben, ist das ein entscheidender Faktor.

Sie werden jetzt die Fahrzeuge nicht mehr los, oder nur dann, wenn sie bereit sind, hohe Verluste in Kauf zu nehmen.

Aus Sicht von Hilgerloh normalisiert sich der Markt erst dann, wenn die private Nachfrage wieder anspringt: "Allerdings sehe ich derzeit keine Impulse dafür", so der Vermieter-Präsident.

Im Gegenteil: "Verbraucher sind weiter stark verunsichert und halten ihr Geld zusammen. Sie versuchen, schnell noch ihr Auto loszuwerden. Selbst wenn die Preise runtergehen, zieht die Nachfrage kaum an. Wir haben keinen Nachholbedarf, der zuvor gerissen wurde."

Die Probleme in der Autobranche lassen sich aus seiner Sicht so schnell nicht lösen. Hilgerloh: "Bis sich das wieder erholt hat, brauchen wir bestimmt fünf Jahre."

Das waren viele der kleineren Vermieter nicht. Während die internationalen Vermieter die Fahrzeuge mehr oder weniger im Turnus abstießen, hielten die kleineren Vermieter sie in der Flotte.

Viele gingen pragmatisch vor: Erst wenn ein Käufer auf das im Fahrzeug platzierte Verkaufsangebot reagierte und das Auto kaufen wollte, wurden sie herausgenommen. Statt die Verluste zu realisieren, blieben die Fahrzeuge weiter im Einsatz.

"Der Einbruch der Restwerte hat sich bei kleinen mittelständischen Vermietern deutlich geringer ausgewirkt als bei den großen internationalen Vermietern", so Hilgerloh.

Hier sei die Lage zum Teil dramatisch. Am besten kam noch Sixt weg, das Unternehmen musste im vergangenen Jahr einen knapp dreistelligen Millionenbetrag abschreiben. Bei Wettbewerbern wie Hertz summierte sich das Minus auf mehr als zwei Milliarden Euro.