Hersteller gegen Vermieter: Warum ein Interessenkonflikt droht

Hersteller und Vermieter bilden ein Zweckbündnis. Doch bei der Transformation zur Elektromobilität sind ihre Ziele entgegengesetzt. Hersteller müssen den Anteil an Elektroautos massiv ausbauen, um CO2-Strafen aus Brüssel zu vermeiden; Vermieter dagegen haben die Wende für sich vorerst abgesagt, weil Elektroautos nicht in ihr Geschäftsmodell passen.

"An sich haben wir mit Herstellern einen Zielkonflikt", sagt Jens Erik Hilgerloh, Präsident des Bundesverbands der Autovermieter Deutschlands (BAV) und geschäftsführender Gesellschafter der Starcar-Gruppe.

Doch die Lage der Vermieter sei vergleichsweise komfortabel: "In der aktuellen Situation können uns die Hersteller zu nichts drängen." Denn sie nutzten in den vergangenen Monaten den Vertriebskanal zum Teil massiv, um Fahrzeuge loszuwerden.

Interesse an der Abnahme von Elektroautos haben Vermieter in der Regel nicht, Hersteller schon. Das zeigen die festen E-Quoten, die viele Hersteller in den Händlerzielen festsetzen. Um die daran festgemachten Boni zu erreichen, muss je nach Hersteller ein Fünftel oder gar ein Viertel der Neuwagen BEVs sein.

Anders ist dies bei Vermietern: "Eine Elektroquote ist zwar von den Herstellern oft gewünscht, aber sie basiert auf einem minimalen Niveau", sagt Hilgerloh. "Nimmt man Elektroautos nicht ab, grummeln sie zwar etwas, schließen aber den Vertrag häufig dennoch ab."

Die Vorsicht der Vermieter bei E-Autos ist groß. Die Fahrzeuge sind bei Kunden wenig gefragt, und die Restwerte sind weiter unter Druck. Im vergangenen Jahr führte der Preisverfall bei Sixt zu einem Gewinneinbruch und bei Hertz zu Milliarden-Abschreibungen. Viele E-Autos flogen aus den Flotten.

Daran hat sich wenig geändert. Hertz wollte sich auf Anfrage der Automobilwoche nicht äußern. Bei Sixt sagte eine Sprecherin, dass es auch 2025 Elektrofahrzeuge in der Flotte gibt, ohne auf das Volumen einzugehen. Aber der Pullacher Vermieter schiebt das Risiko noch mehr auf die Hersteller ab: "Der Anteil an Buyback-Vereinbarungen wird in 2025 gegenüber 2024 zunehmen."

Dieser Strategie dürften auch andere Vermieter folgen, sofern sie es mit ihrer Marktmacht durchsetzen können. Die Hoffnung, zusätzlich über den Vertrieb aussortierter Flottenfahrzeuge Erträge zu generieren, hat sich jedoch zerschlagen. "Viele Vermieter haben in Zeiten der Lieferkrise den Herstellern zu viele Risk-Fahrzeuge abgenommen, diese machen der Branche jetzt zu schaffen", so Hilgerloh.

"Die sinkenden Restwerte drückten die Preise, sodass die Fahrzeuge schnell 15 bis 20 Prozent weniger wert sind. Das trifft nicht nur Elektroautos, auch die Restwerte für Verbrenner sind gesunken", sagt Hilgerloh.

Der Starcar-Chef will die Fahrzeuge länger in der Flotte halten. Das könnte sich auszahlen, vor allem wenn Hersteller das Angebot an stärker motorisierten Verbrennern zurückfahren. Hilgerloh: "Sie können das Gold von morgen sein."