Das Neuwagengeschäft von Tesla ist heftig eingebrochen. Schlägt das auf den Markt für Gebrauchte durch? Die Preisentwicklung scheint eindeutig.
Tesla-Modelle: Im Gebrauchtwagenhandel ist die Skepsis zu spüren.
Tesla steht unter Druck: Die Absatzzahlen im ersten Quartal sind um 13 Prozent auf 337.000 E-Autos eingebrochen. Was bei Neuwagen derzeit zum Alltag gehört, kommt nun auch im Gebrauchtwagengeschäft an.
"Seit Anfang des Jahres ist der Verkaufsdruck sehr hoch. Viele Tesla-Fahrer wollen ihr Fahrzeug verkaufen. Da hält der Markt nicht Schritt", sagt Tesla-Gebrauchtwagenhändler Sascha Schmitz, Geschäftsführender Gesellschafter beim Autozentrum Schmitz.
Die Entwicklung kommt aus Händlersicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Denn derzeit kommen gebrauchte Teslas in größeren Umfang zurück auf den Markt.
2021 zählte das Kraftfahrbundesamt rund 40.000 Tesla-Neuzulassungen. In den beiden Jahren danach waren es deutlich über 60.000 beziehungsweise fast 70.000. Bis zu knapp 40 Prozent gingen an gewerbliche Kunden. Das setzt die Preise weiter unter Druck
Für Händler wie Schmitz ist das eine Herausforderung. "Ende vergangenen Jahres waren die Werte noch stabil – im November und Dezember hatten wir einen Verkäufermarkt", so Schmitz. Das habe sich innerhalb kurzer Zeit gedreht. Schmitz: "Seit Februar haben wir einen Käufermarkt. Da kommen die Erträge natürlich unter die Räder. Im März haben sie sich in etwa halbiert."
Schmitz hat sich früh auf gebrauchte Teslas spezialisiert. Er kennt gute Zeiten mit der Marke und schwierige. "Wir haben eine ähnliche Situation wie 2023, als Tesla über Nacht die Preise massiv gesenkt hat. Das hat uns hart getroffen, viele Tesla-Händler haben aufgehört", sagt Schmitz.
Aber die Händler haben daraus gelernt. Schmitz: "Der Unterschied ist: Wir hatten damals rund 140 Teslas auf dem Hof, jetzt sind es etwa 30 Fahrzeuge. Damit können wir umgehen."
Sein Blick auf die nächsten Monate ist eher skeptisch. Er geht davon aus, dass die Preise für gebrauchte Teslas weiter fallen werden. "Dazu trägt zum einen der Modellwechsel beim Model Y bei und zum anderen die politischen Aktivitäten von Elon Musk", so Schmitz.
Nach seiner Einschätzung geht etwa ein Viertel bis ein Drittel des Preisverfalls auf die politischen Aktivitäten des Firmenchefs zurück, der Rest kommt durch den Modellwechsel.
Von einem Musk-Effekt will Stefan Schneck, Chief Sales Officer bei Autoscout 24 nicht sprechen. "Egal ob mit Blick auf die Entwicklung bei Nachfrage, Standtagen oder Inseraten – Tesla steht bei den von uns erhobenen Kennzahlen gut da", so Schneck. Stefan Schneck, Chief Sales Officer bei Autoscout 24.
Allerdings: Die Preise gehen nach unten. Das zeigen die bei Autoscout geschalteten Inserate: Während sich die Durchschnittspreise für E-Autos im vergangenen Jahr gefangen haben, ging es mit den Preisen für Tesla weiter nach unten.
Im Spätsommer bzw. Frühherbst kreuzen sich die Linien. Sprich: Die Angebotspreise des Model Y und des Model 3 verfallen schneller als die aller E-Autos auf der Plattform im Durchschnitt. Dies passiert just zu der Zeit, als Elon Musk begann, aktiv als Wahlkampfhelfer für Donald Trump aufzutreten.
Ein Zusammenhang lässt sich aus den Daten aber natürlich nicht herauslesen. Schneck sagt: "Auch nach der US-Wahl brechen die Preise nicht auffällig ein, sondern folgen dem bisherigen Trend, der vor allem durch eine zunehmende Überalterung des Angebots bedingt ist."
Laut Autoscout steht Tesla im Gebrauchtwagengeschäft mit seiner Entwicklung über dem BEV-Branchenschnitt. Beispiel Model 3: Die Fahrzeug-Anzeigen verzeichnen demnach einen zehnmal größeren Zugriff als das durchschnittliche gebrauchte E-Auto.
Für Schneck ein klarer Hinweis: "Die Nachfrage nach gebrauchten Teslas verkraftet – im Vergleich zu anderen Elektromodellen – ein höheres Angebot." Entsprechend sieht er keine Anzeichen, dass sich die Entwicklung bei gebrauchten Teslas in nächster Zeit ändert.
Doch allein den Blick auf die Gebrauchtwagenplattformen zu richten, reicht bei dem kalifornischen Elektroautobauer nicht. "Tesla vermarktet viele Gebrauchte auch selbst, die nicht bei den großen Plattformen wie Autoscout auftauchen", sagt Schneck. Das entschärfe den Remarketing-Druck auf den Marktplätzen.
