Ranking: US-Autohandelsriesen bauen Marktmacht aus

Die Konsolidierung im Autohandel schreitet rasant voran. Nicht nur in Deutschland und Europa, sondern vor allem auch in den USA. Dort konnten die Branchenriesen ihren Marktanteil 2024 erneut erheblich ausbauen.

Das belegt eine aktuelle Auswertung der Automobilwoche-Schwester "Automotive News". Die 150 größten US-Händler setzten demnach 2024 mehr als vier Millionen Fahrzeuge ab. Das ist mehr als ein Viertel (26,7 Prozent) aller Neuwagenverkäufe in den USA. Im Vorjahr lag der Marktanteil bei 25,8 Prozent.

Fast genauso hoch ist der Anteil an den Autohäusern im Land: 4.866 bzw. 26,6 Prozent der 18.311 Markenbetriebe sind im Besitz der 150 größten Händler. 2011 waren es noch 13,9. Vor allem die größten der Großen treiben die Konzentration voran.

Den zehn größten Händlern gehört mittlerweile jedes zehnte Autohaus im Land (1.914) – 2011 war es erst jedes zwanzigste. Anders als hierzulande sind etliche von ihnen börsennotiert (siehe Tabelle).

Das gilt auch für den Branchenführer Lithia Motor, der 2024 mehr als 870.000 Fahrzeuge verkaufte und einen Umsatz von mehr als 36 Milliarden US-Dollar erwirtschaftete. 2022 lag Lithia Motors noch bei 638.000 verkauften Autos und einem Umsatz von 25,8 Milliarden Dollar.

Zum Vergleich: VW setzte 2024 in Deutschland 537.000 Autos ab. Der größte europäische Händler, die Emil-Frey-Gruppe, kam 2023 auf 600.000 Autos und einen Umsatz von 17 Milliarden Euro (aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor).

Momentan ist nicht absehbar, wann diese Marktkonzentration enden könnte.

"Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten 20 Jahren einen Wendepunkt erreichen werden, an dem sich die Branche konsolidiert und die 150 größten Unternehmen den größten Teil des Autoverkaufs ausmachen werden", sagt Erin Kerrigan. Sie ist Gründerin und Geschäftsführerin der auf den Autohandel spezialisierten Unternehmensberatung Kerrigan Advisors.

Doch schon jetzt haben einige der US-Riesen ihr Marktpotential in der Heimat weitgehend ausgeschöpft. "Es gibt Zeiten, in denen Händlerkonzerne an ihre Grenzen stoßen, wenn es darum geht, wie viele Betriebe oder wie viele Marken sie besitzen können", sagt Inga Maurer, Senior Partner und Mitglied der Automotive-Abteilung von McKinsey in den USA.

Einige Händler orientieren sich daher zusehends nach Europa. "In der neuen Region gibt es die Möglichkeit zu wachsen, ohne an diese Grenzen zu stoßen", so Maurer. Dass Händler wie Lithia Motors und Group 1 Automotive die Zahl ihrer Standorte 2024 um 115 beziehungsweise 60 Autohäuser steigern konnten, liegt auch an der Expansion in Europa. 

Lithia Motors übernahm die britische Pendragon-Gruppe und Group 1 Automotive schnappte sich Inchcape – ebenfalls ein britischer Händler. Der Fokus auf Großbritannien ist kein Zufall: Sprache und Regulatorik stimmten in Großbritannien und den USA viel besser überein als mit Kontinentaleuropa, so Maurer. 

Mit einer breiten Expansion auf den Rest des Kontinents ist angesichts dessen nicht zu rechnen. "Nach unseren Informationen haben die US-Händler wenig Interesse, über Großbritannien hinauszugehen", sagt Steve Young, Chef des auf Autohandel spezialisierten Marktforschungs- und Beratungsunternehmens ICDP.