Autobauer sparen: Ferchau liebäugelt mit anderen Industrien

Der Wandel in der Automobilindustrie geht nicht spurlos an den Entwicklungsdienstleistern (EDL) vorbei. „Von der klassischen Karosserieentwicklung haben wir uns schon lange verabschiedet. Das ist ein standardisiertes Geschäft, das wir nicht mehr betreiben“, erklärt Bernd Gilgen, CEO Ferchau Automotive.

Das Unternehmen konzentriere sich auf Zukunftsthemen, die in den Entwicklungsabteilungen deutscher Fahrzeughersteller einen hohen Stellenwert genießen. "Das sind die Batterietechnik oder die Ladeinfrastruktur", erklärt der Manager. Im Fokus stehen dabei Themen wie Ladezyklen und Software, um das Laden zu beschleunigen.

"Neben der Transformation vom Verbrenner zur E-Mobilität ist das autonome Fahren, das künftig durch die KI bestimmt wird, für uns ein wichtiges Thema“, ergänzt Gilgen. Die Abläufe hätten sich umgekehrt: „Nicht mehr erst das Fahrzeug und dann die Software, sondern zunächst die Software und darauf aufbauend das Fahrzeug."

Dafür biete das Unternehmen seine Dienstleistungen an. Ferchau suche explizit die Nähe zum Fahrzeughersteller bei allen KI-relevanten Themen. "Unter anderem, um die Prozesse zu beschleunigen und zu automatisieren, aber auch bei der Daten- und Fehleranalyse", erklärt der CEO.

Das Geschäft mit der Arbeitnehmerüberlassung sei im Vergleich zu früher deutlich schwieriger geworden. In der Vergangenheit hatte Ferchau teilweise mehrere hundert Mitarbeiter bei seinen Kunden.

"Doch die Sparmaßnahmen bei den Kunden sorgen dafür, dass dort nicht mehr so viel Personal von uns benötigt wird." Dennoch werde dieses Geschäftsfeld bei Ferchau immer eine bedeutende Rolle spielen, ist sich der CEO sicher.

Interessant ist für Ferchau unter anderem der Defence-Bereich. "Ursprünglich sind wir als Entwicklungsdienstleister vor allem im Automotive-Sektor angetreten. Sollte sich dieses Geschäftsfeld weiterhin als schwierig erweisen, müssen wir unsere Expertise flexibler einsetzen und verstärkt auch andere Industrien adressieren", erklärt Gilgen.

Neben den Bereichen Defence und Luftfahrt zählt er dazu den hoch spezialisierten Sondermaschinenbau, rund um Produktionsanlagen und Automatisierungstechniken. "Auch hier hält die KI Einzug“, sagt Gilgen.

Der Manager will jedenfalls künftig keine Themen mehr bedienen, „bei denen wir trotz hohem Aufwand nur geringe Margen erzielen“. Ferchau müsse an Themen für OEMs und Zulieferer arbeiten, mit denen sich das Unternehmen als langfristiger Partner positionieren könne.

Für ihn sind das KI-Themen rund um software-definierte Fahrzeuge. „Wir sind beispielsweise strategischer Partner im Bereich Bordnetzarchitekturen.“ Zu Beginn habe Ferchau ausschließlich Projekte im Umfeld des Kabelsatz-Engineerings als Entwicklungsdienstleister übernommen. „Jetzt sind wir in der Entwicklung von Bordnetzarchitekturen unterwegs.“