Der Stromer ist sauberer

Das Ifo-Institut und sein ehemaliger Präsident Hans-Werner Sinn sorgen mit einer Studie zum Umweltnutzen von Elektroautos für Wirbel. Die Autoren zweifeln darin an, dass ­deren Klimabilanz besser als die eines Diesels sei. Basis ist der ­Vergleich eines Tesla Model 3 mit einem Mercedes C 220 d. Nach Ifo-­Berechnungen kommt der Tesla dabei im deutschen Strommix, die Batterieherstellung berücksichtigt, auf einen Ausstoß zwischen 156 und 181 Gramm CO2 pro Kilometer, der Mercedes nur auf 141 Gramm.

Doch die genauere Betrachtung der Studie zeigt, dass sie zum Teil auf veralteten Daten basiert und Annahmen so trifft, dass sie dem Diesel zugutekommen und Stromer benachteiligen. VW kommt in einer eigenen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der Elektro-Golf eindeutig eine bessere Klimabilanz als ein Diesel-Golf hat.

Kritisch ist die Wahl der untersuchten Fahrzeuge in der Ifo-Studie. Das Model 3 hat mit 75 kWh eine große Batterie. Dadurch schneidet es schlecht ab, weil das Ifo-Institut für deren Herstellung 73 bis 98 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer veranschlagt – fast die Hälfte des Gesamtwerts des ­Model 3. Die meisten Stromer sind mit kleineren Batterien ­unterwegs, der E-Golf etwa mit 35,8 kWh.

Mit Blick auf die Leistung lassen sich Mercedes 220 d und Model 3 zudem kaum vergleichen, da der Mercedes mit 194 PS nicht einmal auf die Hälfte der Leistung des Tesla kommt.

Beim Verbrauch stützt sich die Studie nicht auf WLTP, sondern auf die niedrigeren NEFZ-Werte. Das benachteiligt den Stromer. Beim WLTP kommt der 220 d samt Treibstoffherstellung auf 167 Gramm CO2 pro Kilometer – ein Plus von 26 Gramm. Auch der Stromer verschlechtert sich nach WLTP, allerdings nur um sechs bis neun Gramm, je nach Version des Model 3. Die Bilanz verbessert sich unter WLTP um 17 bis 20 Gramm zugunsten des Tesla.

Bedenkt man, dass die Besitzer von Elektroautos oft Ökostrom laden und die Anbieter öffentlicher Ladesäulen häufig regenerativen Strom verwenden, kann der CO2-Ausstoß des Tesla deutlich geringer angesetzt werden als die 88 bis 91 Gramm je Kilometer, die sich unter WLTP mit deutschem Strommix ergeben. Die Studienautoren halten dagegen, dass dieser Ökostrom dem Strommix entzogen werde und dadurch andernorts der CO2-Ausstoß des Stromverbrauchs steige.

Bei der Berechnung des Aufwands für die Batterieherstellung nutzt die Studie alte Daten. Sie zieht 145 bis 195 Kilogramm CO2 pro Kilowattstunde Kapazität heran. VW beispielsweise liegt aber bereits beim E-Golf mit 103 Kilogramm weit darunter. Für den ID soll es noch um ein Drittel bis die Hälfte weniger werden. Zudem werden die mit den alten Werten für den Tesla errechneten elf bis 15 Tonnen CO2 aus der Batterieherstellung nur auf ein Batterieleben von 150.000 Kilometern umgelegt. Tesla gibt aber 192.000 Kilometer Garantie. Nimmt man den E-Golf-Wert für die Batterieproduktion (Zahlen für Tesla liegen nicht vor) und 192.000 Kilometer, verbessert sich die Bilanz des Model 3 um weitere 33 bis 58 Gramm.

In der Gesamtschau verschiebt sich die Bilanz massiv. Selbst wenn nur die gut rechenbaren Änderungen für Batteriefertigung und WLTP statt NEFZ betrachtet werden, geht das Duell mindestens 167 zu 132 zugunsten des Tesla aus. Mit Ökostrom und verbesserter Batteriezellfertigung wäre der Vorsprung noch deutlicher.

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