Die Ankündigung des chinesischen Immobilienriesen Evergrande, gemeinsam mit namhaften europäischen Entwicklungspartnern innerhalb von zehn Jahren fünf Millionen E-Autos zu verkaufen, trifft bei Branchenexperten auf Skepsis. Ende September hatte die Evergrande New Energy Automobile Group, eine Tochtergesellschaft des chinesischen Immobilienkonzerns, verkündet, sie werde mit den Entwicklungsdienstleistern FEV, Edag, IAV und AVL sowie dem kanadischen Zulieferer Magna im großen Stil Elektroautos bauen. 15 neue Modelle sollen entstehen – von der Mittelklasse bis zum Luxusmodell.
Doch zur Verwirklichung der großen Pläne müssen noch hohe Hürden überwunden werden. Die in einer Mitteilung genannte Marke Hengchi gibt esnoch nicht. "Angekündigt ist zunächst nur ein Fahrzeug dieses Namens, das von Pininfarina entwickelt werden soll", sagte der aufChina spezialisierte Berater Jochen Siebert von JSC Automotive der Automobilwoche. Siebert gibt Evergrande nur "eine sehr kleine Chance, als Fahrzeughersteller zu reüssieren".
Der Immobilienkonzern sei mit mehr als 100 Milliarden Euro verschuldet. Siebert geht davon aus, dass Evergrande mehr Schulden anhäuft, um die kritische Masse zu erreichen, sodass die Regierung das Unternehmen nicht mehr fallen lassen kann. "Ich sehe in diesem Modell keine große Zukunft", so der Berater.
Technisch hat der Konzern wenig vorzuweisen. Im Januar hat Evergrande 51 Prozent am E-Autohersteller NEVS übernommen, der ein Modell auf Basis des Saab 9-3 entwickelt hat. Die Chinesen finanzieren zudem den Newcomer Faraday Future mit Sitz in Kalifornien.
Für Entwicklungsdienstleister ist das Projekt dennoch attraktiv. Bereits die Vorentwicklung wird ihnen laut Branchenkreisen bezahlt, was in Deutschland nicht üblich ist.
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