Zu seiner "Konzern Produktion Managementkonferenz 2019" rief Oliver Blume 140 Vorstände und Führungskräfte nach Berlin. Die Automobilwoche war dabei und sprach mit dem Produktionsvorstand des VW-Konzerns über die Verbesserung der Effizienz in den Fabriken.
Herr Blume, bei VW verantworten Sie auch die Konzern-Produktionsstrategie 2025. Was haben Sie bislang erreicht?
Unsere Strategie greift. Bei unseren vier zentralen Zielgrößen haben wir uns deutlich verbessert: Fabrikkosten, Produktivität, Investitionsquote und Umweltentlastung. Dazu zwei Beispiele: Im Jahr 2019 wird die Konzernproduktion die Fabrikkosten um rund eine Milliarde Euro optimieren. 2018 konnten wir unsere Produktivität bereits um mehr als sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern. Für 2019 erwarten wir trotz erheblicher gegenläufiger Effekte ein vergleichbares Ergebnis.
Welchen Stellenwert haben Fortschritte beim nachhaltigen Wirtschaften im Konzern?
Einen großen Stellenwert. Nachhaltigkeit treiben wir aus Überzeugung voran und nehmen dabei unsere Verantwortung für die Gesellschaft wahr. Das betrifft sowohl emissionsarme Fahrzeuge als auch die Art und Weise, wie wir diese umweltschonend produzieren. Dafür verfolgen wir ehrgeizige Ziele in fünf Leistungskennzahlen: CO2, Energie, Wasser, Abfall und Lösemittel. Wir sind gut unterwegs. Beim Ziel, die Umweltbelastung der Produktion in Summe bis 2025 zu halbieren, haben wir schon drei Viertel des Wegs erreicht. Konkret haben wir beispielsweise die CO2-Emissionen pro Fahrzeug in den letzten zwei Jahren um mehr als zehn Prozent reduziert.
VW-Chef Herbert Diess will die Erlöse kräftig steigern. Was kann der Bereich Produktion dazu beitragen?
Sehr viel. Denn die Produktion ist schon aufgrund ihrer Größe die wichtigste Stellschraube für unsere Ertragskraft. Wir bauen elfMillionen Fahrzeuge pro Jahr im Konzern. In unseren 122 Produktionsstandorten arbeiten 330.000 Menschen weltweit in der Produktion – mehr als die Hälfte der gesamten Belegschaft. Rund 50 Prozent aller Sachinvestitionen im Konzern fließt in die Produktion. Das sind starke Zahlen.
Massive Investitionen nimmt VW unter anderem vor, um die Produktion zu digitalisieren. Welche Vorteile haben Sie hier im Blick?
Unser langfristiges Ziel ist es, die globale Lieferkette mit mehr als 30.000 Standorten und 1500 Partnerunternehmen in die Industrial Cloud einzubinden. Das Schlagwort lautet „Industrie 4.0“. Mit der Amazon Industrial Cloud führen wir die relevanten Daten aus sämtlichen Fabriken des VW-Konzerns zusammen. Die Partnerschaft mit Amazon ist zunächst auf fünf Jahre angelegt. Erste Funktionen sind bereits online gegangen. Wir werden mit diesen Maßnahmen die Effizienz deutlich steigern.
Wo startet diese digitale Produktionsplattform, die schlicht mit DPP abgekürzt wird?
In diesem Jahr haben wir die Werke in Wolfsburg und Polkowice in Polen an die DPP angebunden. Weitere Standorte folgen im kommenden Jahr.
Da müssen die unterschiedlichsten Kulturen im Fahrzeugbau aber rasch zusammenfinden?
Ja, das stimmt. Wir setzen auf Teamgeist. Offener Erfahrungsaustausch zwischen Konzern und Marken führt zu Synergien. Wir haben rund 1000 Maßnahmen umgesetzt: Produktivitätssteigerungen, Kosten- und Investitionsreduzierung sowie Umweltentlastung inder Produktion. Da sind der markenübergreifende Know-how-Transfer und eine enge Zusammenarbeit wesentliche Erfolgsfaktoren. Bentley ist beispielhaft für einen gelungenen Turnaround – wesentlich basierend auf dem Beitrag der Produktion.
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