Die Ankündigungen zum Abbau von rund 24.000 Stellen bei BASF und der Deutschen Bank waren noch keine 24 Stunden alt, schon meldeten sich Ökonomen mit der Botschaft zu Wort: kein Grund zur Panik. Die Grundlage der deutschen Wirtschaft sei sehr solide. Sind die ökonomischen Modelle, die ich vor Jahren gelernt habe, nicht mehr gültig?
Oder ist meine Wahrnehmung eine falsche, wenn ich zu Bosch nach Bamberg blicke, zu Mahle oder zu Grob in Mindelheim? Alle Zeichen stehen auf Rezession, egal wie solide derzeit noch die Kaufkraft ist. Wir werden ja erleben, was 2020 an Kaufkraft übrig ist, wenn das größte E-Auto-Angebot aller Zeiten erstmals auf eine signifikante Nachfrage treffen soll.
Nur gut, dass Donald Trumps Zollkrieg, der Brexit und das gebremste Wachstum in China die sinkenden Margen in der Autobranche erklären können. Aber sind das nicht Nebelkerzen, um vomeigentlichen Problem abzulenken? Wasdie Deindustrialisierungstheorien der großen neoliberalen Ökonomen Rüdiger Dornbusch und Paul Krugman in Deutschland in den 90er-Jahren nicht geschafft haben, schaffen jetzt Politik und Regulierer mit der Mobilitätswende.
Wir sind auf dem besten Weg, die industrielle Wertschöpfung in einer der wichtigsten Branchen zu vernichten. Leben können wir in Zukunft von neuen, unausgegorenen, grünen Technologien mit zweifelhaften Business Cases. Von neuen blühenden Landschaften, die durch die Fertigung von Batterien entstehen sollen. Die gleiche Argumentation gab es schon mal bei der Solarindustrie. Nur noch 33.000 Menschen waren 2016 dort beschäftigt, bei einem Gesamtumsatz von 2,86 Milliarden Euro. Das macht der deutsche Autohandel in einer Woche und Continental im ersten Monat eines Geschäftsjahrs.
Schuld am Solar-Desaster sind heute natürlich nicht die Propagandisten von damals, sondern die Stromkonzerne und die bösen chinesischen Unternehmen, die mit Dumpingpreisen den Markt kaputt gemacht haben. Irgendwann lässt sich diese bequeme Argumentation sicherlich auch auf die Autobranche anwenden.
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