Denn eigentlich macht der Mann selbst nichts anderes. Bei den europäischen Verkaufszahlen ein Model S mit einem BMW Siebener und einer S-Klasse zu vergleichen, ist im besten Fall Hybris, im schlechtesten Vortäuschung falscher Fakten. Wer jemals im Model S im Fond gesessen hat, wird nicht wie der baden-württembergische Landesvater Winfried Kretschmann bei seinem S-Klasse-Vergleich von einer Sardinenbüchse sprechen, sondern eher von einem Kaviardöschen.
Auch die Meldung von vergangener Woche, man habe mit dem Tesla Model 3 die Mercedes C-Klasse und den Dreier von BMW abgehängt, ist klassische musksche Selbstvermarktung: In Kalifornien, wohlgemerkt, seien im ersten Quartal 2018 laut „California New Car Dealers Association“ 3723 Fahrzeuge zugelassen worden.
Spätestens seit dem Produktionsanlauf des Model 3 vor fast einem Jahr lernt der Tesla-CEO, dass Autobauen nichts mit Wollen zu tun hat, sondern mit Können. Autobauen ist eine Kunst, und die beherrscht man halt in Detroit, Wolfsburg oder München besser. Da kann Musk deutsches Know-how einkaufen, Köpfe rollen lassen oder selbst in die Bütt steigen. Heraus kommen in Fremont offensichtlich immer noch keine ausreichenden Stückzahlen.
Dass Musk jetzt in trumpscher Manier gegen Medienvertreter keilt und deren Glaubwürdigkeit attackiert, zeigt nur, wie schwach er inzwischen besaitet ist. Vielleicht kennt der Tausendsassa ja auch das alte deutsche Sprichwort: Viele Hunde sind des Hasen Tod.
Dann weiß er, dass ihm vielleicht nur noch eine Meldung bleibt, wenn die Elektro-Offensive der deutschen Autohersteller ins Rollen kommt: Tesla hat in Palo Alto die meisten Neuzulassungen. Ich glaube allerdings nicht, dass das dann noch jemanden groß beeindruckt. Weder einen Journalisten noch einen Analysten.
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