Können Pakete und andere Güter neben Passagieren mit Bus und Bahn fahren? Dieser Frage geht das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit 1,85 Millionen Euro geförderte Forschungsprojekt CargoSurfer nach: Freie Kapazitäten des ÖPNV sollen dabei für den Frachttransport genutzt werden, um ländliche Bus- und Bahnlinien besser auszulasten und um Lieferketten in dünn besiedelten Regionen abzusichern. Nachhaltige Nebeneffekte: weniger Verkehr, damit weniger CO2-Ausstoß und höhere Effizienz. Gleichzeitig müssen Logistikdienstleister nicht-rentable Gebiete nicht mehr ansteuern und können ihren Fuhrpark anderweitig nutzen.
Der Idee einer digitalen Logistikplattform, die Güter, Sender, Empfänger, Transporteure sowie Microhub-Betreiber zusammenbringt, um freie Ladeflächen effizienter für den lokalen und überregionalen Warentransport zu nutzen, sind diverse Machbarkeitsstudien vorangegangen. Der Startschuss für das auf drei Jahre angelegte Projekt fiel Ende 2021. Das erste Jahr nutzte das CargoSurfer-Team für Analysen, die der Projektpartner Trapeze Group Deutschland GmbH für die Programmierung der On-Demand-Software-Anwendung benötigte: Wie wahrscheinlich tritt an einem bestimmten Tag eine Störung auf? Welche Faktoren haben Einfluss auf Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit? Welche Transportalternativen gibt es? Eine bereits existierende Anwendung im Bedarfsverkehr von Trapeze wird für das Gütermitnahmesystem befähigt.
„Aktuell findet die Programmierung statt, im Laufe des Jahres sollen die Nutzer eingebunden werden, um die Plattform zu testen“, berichtet André Ludwig, Professor für Computer Science in Logistics an der Kühne Logistics University (KLU). Auch erste Demofahrten sind in kombinierten Transportketten zwischen Bus, Bahn und freien Ladeflächenkapazitäten des Wirtschaftsverkehrs für 2023 in Hessen geplant. Dafür sind die Regionalverkehr Main-Kinzig GmbH als regionales Busunternehmen sowie die cantus Verkehrsgesellschaft mbH als Dienstleister im Schienenpersonennahverkehr und das Behinderten-Werk Main-Kinzig e. V. an Bord. Ebenfalls Teil von CargoSurfer: der Verband SPESSARTregional e. V., der diverse Förderprojekte in der Region umsetzt, sowie der Verein Gutes aus Waldhessen e.V., dessen landwirtschaftliche Erzeugnisse im Projekt zur Test-Fracht werden.