Im Automobil kann der Fahrer oft schon Befehle an sein Fahrzeug mündlich erteilen. Dort ist allerdings auch die Geräuschkulisse im Hintergrund nicht so mächtig wie in vielen Produktionsbetrieben. Die automatische Erkennung der Sprachbefehle ist also relativ einfach.
Forschende des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie IDMT ermöglichen die Steuerung mit Sprachbefehlen nun auch in der Produktion. Zur Spracheingabe wird ein kabelloses Headset, ein stationäres Mikrofon oder zukünftig ein smartes Hearable gesetzt, das ebenfalls am Institutsteil Hör-, Sprach- und Audiotechnologie HSA entwickelt wird. Laute Umgebungsgeräusche werden durch eine Kombination aus Richtmikrofonen und wirkungsvollem Noise Cancelling fast vollständig ausgeblendet. Deshalb funktioniere die Spracherkennung auch in der lauten Umgebung einer Fabrikhalle robust.
„Unsere Technologie ermöglicht erstmals die robuste und gleichzeitig intuitive Steuerung von Maschinen in der Produktion durch Sprachbefehle. Für produzierende Unternehmen bedeutet das eine verbesserte Effizienz und sinkende Kosten“, sagt Marvin Norda, Projektleiter Voice Controlled Production am Fraunhofer IDMT.
Wenn Mitarbeitende mehrere Maschinen kontrollieren, würden die Laufwege kürzer, da sie über eine mobile Spracheingabe die Anlagen auch aus der Ferne kontaktieren können. Sie haben beide Hände frei und könnten so ein Werkstück im Arbeitsbereich positionieren und dem Roboter gleichzeitig Anweisungen wie „Arm senken“ oder „Werkstück greifen“ geben, betonen die IDTM-Experten.
Die Steuerung per Sprachbefehl sei effizienter als mit einem Schaltpult oder einem Touch-Panel, denn das Klicken durch verschachtelte Menüstrukturen sei umständlich und fehlerträchtig. Nun weiche es dem direkten Sprachbefehl mit simplen Kommandos. „Die Spracherkennung beherrscht je nach Anwendung Hunderte von Einzelbefehlen und ist dabei sprecherunabhängig. Neue oder modifizierte Befehle werden schnell hinzugefügt und trainiert“, ergänzt Norda.
Die Spracherkennungssoftware lasse sich sowohl in der Cloud als auch auf dem Firmenserver integrieren. Auch der Einsatz eines Mini-PCs und sogar die direkte Integration in die speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) einer Maschine seien möglich.
Die durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und die Volkswagen-Stiftung geförderte Lösung sei marktreif und werde bei einigen Industriekunden bereits erprobt. Auf der Hannover Messe ist sie am Fraunhofer-Stand A12 in Halle 16 am Beispiel einer sprachgesteuerten Fräsmaschine zu erleben.
Aus dem Datencenter: Produktion und Logistikaufwand der Autoindustrie in Deutschland 2020 bis 2022