Im Autohandel bahnt sich die nächste Allianz an: BMW-Händler Reisacher und die Feser-Graf-Gruppe wollen zusammenarbeiten. Damit setzen die großen Gruppen um, was zunächst eher kleinen Häusern empfohlen wurde.
Die Feser-Graf-Gruppe setzt zunehmend auch auf Gemeinschaftsunternehmen mit anderen großen Handelsgruppen.
Die Branche schlägt einen neuen Weg ein und die großen Autohausgruppen gehen voraus. In Bayern formen zwei Handelsriesen eine Allianz. Mit dem BMW-Händler Reisacher und der VW-Mehrmarken-Gruppe Feser Graf rücken zwei weitere große Autohausgruppen zusammen.
Die beiden Unternehmen haben den Antrag beim Bundeskartellamt für ein Gemeinschaftsunternehmen gestellt, die Zustimmung der Behörde steht noch aus.
Weder die Reisacher-Gruppe noch Feser Graf, unter Deutschlands Händlern die Nummer 2 mit rund drei Milliarden Euro Umsatz, wollten sich auf Anfrage der Automobilwoche zu den gemeinsamen Plänen äußern. Aus der Branche war zu hören, dass die beiden Autohäuser wohl ein Joint Venture zum Vertrieb der chinesischen Marke BYD anstreben.
Hier könnten beide ihre Stärken einbringen: Im Großraum Nürnberg spielt die Feser-Graf-Gruppe eine dominante Rolle. Reisacher, BYD-Händler der ersten Stunde in Deutschland, könnte seine Erfahrungen mit dem chinesischen Hersteller und die Vertriebsrechte einbringen. Damit würde ein starker BYD-Partner im Süd-Osten Deutschlands entstehen, der bislang von der chinesischen Marke noch völlig unbesetzt ist.
Die beiden Big Player der Branche scheinen Vorreiter sich eines derzeit entwickelnden Trends zu sein: Gemeinschaftsunternehmen großer Autohausgruppen.
„Dass sich größere Gruppen bei Investitionen zusammentun hat wohl mit der Risikostreuung einerseits sowie mit der Bündelung finanzieller Mittel zu tun“, sagt Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA).
„Dadurch bleiben sie bei den Investitionen in Übernahmen gegenüber in- und ausländischen Konkurrenten wettbewerbsfähig, ohne ihre Kapitaldecke grundlegend zu schwächen.“
Für die Feser-Graf-Gruppe ist Wachstum mit Gemeinschaftsunternehmen nicht neu: Bereits Ende 2023 gründete der Nürnberger Handelsriese gemeinsam mit Europas Nummer 1 Emil Frey ein Joint Venture zum Vertrieb der Luxusmarke Bentley in der Metropolregion Nürnberg. Auch hier gilt: Platzhirsch Feser Graf bringt seine regionale Stärke ein, Emil Frey den Vertriebsvertrag. Beide haben genug Handels-Know-how.
Vorbilder für Kooperationen gibt es bereits: Mitte vergangenen Jahres haben sich die beiden Mercedes-Partner Senger-Gruppe und Neils & Kraft zur Senger & Kraft sowie Senger & Kraft Truck zusammengeschlossen. Ziel war die gemeinsame Übernahme Autohaus Nord Hermann Schwarz.
„Größere Geschäftseinheiten sind sinnvoll, um die künftigen Herausforderungen zu stemmen“, sagte Michael Kraft, Geschäftsführer Neils & Kraft, im Rahmen der Übernahme. Mit Partner würden sich die Investitionen leichter stemmen lassen.
Ein weiteres Beispiel: Mit Lüdemann & Zankel (L&Z) und Süverkrüp haben sich zwei weitere große Händler im Norden Deutschlands zugeschlossen: Süverkrüp & Zankel. Gemeinsam betreiben die beiden Autohausgruppen vier Nissan-Standorte in Flensburg, Neumünster, Bad Segeberg und Lübeck-Genin.
Dabei herrscht Arbeitsteilung: Während Lüdemann & Zankel für den Vertrieb der Fahrzeuge verantwortlich ist, übernimmt Süverkrüp die Verwaltung samt Dispo und Buchhaltung. Das Werkstattgeschäft betreiben beide weiterhin selbstständig.
„Wir sind besser gestartet als erwartet“, sagt L&Z-Geschäftsführer Hans-Werner Hauth, der zugleich Präsident beim Renault-Partnerverband ist. Jetzt ist Hauth bereits einen Schritt weiter: „Wenn es weiter so läuft, können wir uns auch vorstellen, das Geschäft auszubauen.“
An der Größe kann es nicht liegen, denn beide Autohäuser gehören zu den großen Gruppen: L&Z hat zehn Renault- und Dacia-Standorte, Süverkrüp ist mit 17 Standorten (vorwiegend Mercedes und Renault/Dacia) eine Autohandelsmacht im Norden.
„Den Anstoß gab Nissan“, so Hauth. Der Hersteller wollte für die unbesetzten Gebiete einen großen Partner. „Das ergibt mehr Sinn als die Standorte auf mehrere kleine Händler zu verteilen“, sagt Hauth. Jetzt hat der japanische Autobauer seinen großen Partner und die beiden Händler teilen das Risiko.
