Der chinesische Vorzeigekonzern BYD will globaler Elektroauto-Marktführer werden. Zum Jahresstart setzte es aber einen Dämpfer. Wie die Chinesen in Europa wachsen wollen.
Bereit für den Export: Im Hafen von Shenzhen warten Tausende Neuwagen auf Einschiffung.
Lange Zeit war nirgends ein Tesla-Jäger zu sehen. Und dann kam BYD. Nach rasantem Wachstum stand der Autokonzern im vierten Quartal 2023 plötzlich auf Platz eins im Ranking der weltgrößten E-Auto-Verkäufer.
Das Unternehmen aus Shenzhen ist der vielleicht ehrgeizigste E-Auto-Hersteller Chinas. Das große Ziel ist die globale Expansion, vor allem mit Blick auf Europa. Als im März ein BYD-Autofrachter mit 3000 Fahrzeugen in Bremerhaven einfuhr, galt dies als Machtdemonstration.
...will BYD in diesem Jahr weltweit absetzen.
BYD strebt bis zum Jahr 2026 fünf Prozent Anteil am europäischen E-Automarkt an, wie BYDs Europa-Chef Michael Shu kürzlich der Automobilwoche sagte. Das könnten je nach Marktwachstum bis zu 90.000 Einheiten sein.
Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. 2023 verkaufte BYD in Europa 15.700 Fahrzeuge. "Das ist eine gute Zahl", kommentierte dies Shu. BYD wolle dazulernen, Markt und Kunden verstehen. Auch die Bekanntheit müsse steigen.
Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Bislang, so erzählt ein Händler, wüssten deutsche Kunden nicht einmal, wie sie die Marke aussprechen sollen. Er habe schon "Bitt" und "Beit" gehört.
BYD Atto 3 im Concept Store in Köln.
Helfen beim Wachstum soll das geplante Werk in Ungarn mit einer Kapazität von 150.000 Einheiten. Von 2026 an baut BYD dort ausschließlich batterieelektrische Fahrzeuge. Das Werk kann bei Bedarf auf 300.000 Einheiten gespiegelt werden. BYD ist der erste chinesische Anbieter mit einer Pkw-Fabrik auf dem Kontinent.
Hinter BYD – kurz für Build Your Dreams – steht der Unternehmer Wang Chuanfu, der nichts weniger als die globale E‑Marktführerschaft will. Er hat sein Unternehmen 1995 gegründet, startete aber erst mit Batterien für Handys und MP3-Player, bis er 2003 in die Autofertigung einstieg – zeitgleich mit Tesla.
Wang Chuanfu hat es vor allem geschafft, eine Fertigungstiefe im Unternehmen zu erreichen, die andere nicht haben. BYD baut etwa Batterien und Chips selbst.
Die Produktion von reinen Verbrennern wird BYD aufgeben – für Wang Chuanfu ein Geschäft von gestern. Seine Strategie lautet: erschwingliches Elektropremium. Das soll auch die Marktlücke in Europa sein, in der noch Platz ist.
In Europa ist BYD mit den Modellen Atto 3, Han und Tang auf dem Markt und legt mit Seal U, Dolphin und Seal nach. Die in China angebotenen Fahrzeuge geben einen Vorgeschmack darauf, was da noch kommen mag. Für das laufende Jahr nahm sich BYD ein weltweites Absatzwachstum von 20 Prozent auf 3,6 Millionen Fahrzeuge vor.
Gleich im ersten Quartal gab es für BYD aber einen schmerzlichen Dämpfer: Der Verkauf stürzte im Jahresvergleich um 43 Prozent auf rund 300.000 Fahrzeuge ab – und lag damit wieder hinter Tesla.
