Chery wird erster Hersteller aus China mit Produktion in Europa

Der chinesische Autobauer Chery und der spanische Hersteller Ebro gründen ein Joint Venture zur gemeinsamen Produktion von Fahrzeugen in Spanien. Die Fertigung soll bereits im Lauf des Jahres in einem Werk in Barcelona beginnen, das Nissan 2021 geschlossen hat.

Für Chery ist es ein großer Schritt bei der geplanten Expansion nach Europa: Barcelona wird der erste Produktionsstandort des Unternehmens in einem europäischen Land. Durch die Ansiedlung in dem Werk soll ein Teil der Arbeitsplätze wiederhergestellt werden, die durch den Rückzug von Nissan verlorengegangen sind.

Chery tritt in dem geplanten Joint Venture als Minderheitseigner auf, wird aber früher als Ebro mit der Produktion von Modellen der Marke Omoda beginnen. Die Chinesen verfolgen eine Drei-Marken-Strategie: Eine weitere Marke, die nach Europa kommen soll, ist Jaecoo; später soll noch der Nobel-Ableger Exlantix folgen.

Mehrheitseigner Ebro – eine wieder zum Leben erweckte Traditionsmarke des Konzerns EV Motors – will dann vom vierten Quartal an Fahrzeuge in dem Werk herstellen. Angekündigt sind ein vollelektrischer Pickup-Truck und ein Van.

Charlie Zhang, Executive Vice President von Chery Automobile, hatte im Gespräch mit der Automobilwoche schon Ende vergangenen Jahres eine Drohung ausgesprochen: "Chinesische Autos sind optisch sehr ansprechend und bis oben hin voll mit Technologie. Die europäischen Hersteller sind zu Recht besorgt." 

"Ich sehe diesen Schritt als Bestätigung des klaren Bekenntnisses von Chery zu Europa", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters nun Jochen Tueting, den Managing Director von Chery Europe: "Diese Entscheidung beweist, dass Chery gekommen ist, um zu bleiben."

Details zum neuen Joint Venture sollen an diesem Freitag bekanntgegeben werden – etwa über mögliche Fördergelder des spanischen Staates.

Erst im März hatte Tueting im Gespräch mit der Automobilwoche Berichte über einen angeblichen Werkbau in Italien dementiert. Dabei bekräftigte er aber: "Überall dort, wo wir relevante Volumina erreicht haben, sind wir bislang auch mit einer lokalen Fertigung gestartet." Um ein solcher "signifikanter Player" zu sein, brauche man einen Absatz von jährlich rund 50.000 Autos, hatte es vorher vom Hersteller geheißen.

Chery folgt mit der Entscheidung, lokal zu produzieren, dem chinesischen Branchenriesen BYD, der ein Werk in Ungarn baut, um den europäischen Markt mit Neuwagen zu beliefern. Schließlich drohen Handelshürden: Die EU prüft derzeit Zölle auf den Import chinesischer Elektroautos nach Europa. Der chinesische Industrieverband CCCME warf der EU deshalb in dieser Woche "Doppelmoral" vor.

Chery zielt mit Omoda und Jaecoo zunächst auf das Volumensegment, mit der Einführung von Exlantix sollen dann auch Premium-Kunden bedient werden. Anders als viele andere Hersteller aus China setzt Chery nicht ausschließlich auf Elektroautos, sondern will auf einer Plattform auch konventionelle Benziner sowie Plug-in-Hybride anbieten. Im Frühjahr lieferte der Hersteller erstmals Fahrzeuge nach Europa.