Wenige Tage vor den Wahlen droht Maria Grazia Davino: "Produktion könnte eingestellt werden". Sie verlangt mehr Förderung für Elektromobilität.
Stellantis-Landeschefin Maria Grazia Davino: Die britische Quotenregelung zu Elektrofahrzeugen ist ihr ein Dorn im Auge.
In Großbritannien deutet sich bei der Parlamentswahl am 4. Juli ein Regierungswechsel an – und wenige Tage zuvor hat der Autobauer Stellantis erneut vor einer Abwanderung aus dem wirtschaftlich abgehängten Land gewarnt.
Stellantis-Landeschefin Maria Grazia Davino warnte bei einer Tagung des britischen Automobilhersteller- und Händlerverbandes SMMT, Stellantis erwäge ein Ende der Produktion in dem Land, wenn die nächste Regierung nicht mehr tue für die Entwicklung der Elektromobilität.
"Wenn dieser Markt für uns feindlich wird, werden wir prüfen, ob wir woanders produzieren können", sagte sie: "Die Produktion von Stellantis im Vereinigten Königreich könnte eingestellt werden."
Stellantis betreibt in Großbritannien die beiden früheren Opel-Werke in Ellesmere Port und in Luton. Während 2023 in Ellesmere Port rund 90.000 Diesel-Transporter gebaut wurden, wurden in Luton lediglich 4500 Elektro-Transporter hergestellt.
Britische Medien berichteten umfassend über diese deutliche Warnung. Stellantis-CEO Carlos Tavares hatte sich bereits im April ähnlich geäußert. Die britische Politik für Elektrofahrzeuge sei "schrecklich" und drohe, die Autohersteller in den Ruin zu treiben, sagte Tavares damals.
Er bezog sich dabei auf die besondere britische Regelung, die von den Herstellern verlangt, jährlich steigende Verkaufsziele für Elektrofahrzeuge zu erfüllen. Diese Elektro-Quoten hätten aber mit der tatsächlichen Nachfrage nichts zu tun und bedeuteten, dass die Hersteller das Doppelte an E-Fahrzeugen verkaufen sollten, was der Markt auf natürliche Weise nachfrage.
"Das würde bedeuten, dass die Autohersteller Fahrzeuge mit Verlust verkaufen müssten, um Geldstrafen zu vermeiden", hatte Tavares beklagt und hinzugefügt: "Um zu überleben, müssen die Unternehmen schwarze Zahlen schreiben", sagte er. "Ich werde keine Autos mit Verlust verkaufen."
Länderchefin Davino bekräftigte nun diese Warnung. Die Quotenregelung für EVs zwinge die Hersteller in dem Land zu unrentablen Geschäften. "Unsere Rückkehr zu einem profitablem Geschäft in UK wird damit in Frage gestellt."
Die Quotenregelung schreibt den Herstellern für das laufende Jahr 2024 vor, mindestens einen Elektroanteil von 22 Prozent an allen Verkäufen zu erreichen. Alle 14 Stellantis-Marken in Großbritannien kommen zusammen aber nur auf einen Elektro-Anteil von 14 Prozent im Pkw-Geschäft und acht Prozent im Transporter-Bereich.
