Abgaswerte: Auffälligkeiten bei Ford – droht ein Rückruf?

Seit Juli 2023 gibt es bei der Abgasuntersuchung (AU) für Euro-6-Diesel ein neues Messverfahren, die so genannte Partikelmessung. Und fast genauso lange gibt es Berichte, dass Fahrzeuge von Ford hierbei überdurchschnittlich oft scheitern.

Schon im August 2023 berichteten Insider von Prüfdiensten der Automobilwoche von deutlich erhöhten Durchfallquoten. Das Magazin "Auto Motor Sport" wiederum berichtete unlängst unter Verweis auf Prüfdienste, dass unter den Top 15 aller durchgefallenen Fahrzeuge sieben Modelle von Ford seien.

Demnächst könnte auf den Hersteller nun womöglich ein Rückruf durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zukommen. "Das KBA hat Sachverhaltsermittlungen wegen des Verdachts der Nichteinhaltung der Vorschriften bezüglich der Dauerhaltbarkeit emissionsmindernder Einrichtungen gemäß VO (EU) 715/2007 für verschiedene Marken eingeleitet", so ein KBA-Sprecher.

Ergebe die Bewertung des KBA eine "Unvorschriftsmäßigkeit", würden Verwaltungsverfahren eingeleitet, an deren Ende ein Rückruf stehen könne. In einem Verfahren sei vom Hersteller bereits eine Rückrufmaßnahme vorgestellt worden, die derzeit vom KBA bewertet werde. Namen nennt das KBA nicht,

Ford bestätigte auf Nachfrage "laufende Gespräche" mit dem KBA ohne jedoch Details zu nennen. Der ADAC wiederum erklärte:  "Nach uns vorliegenden Informationen, prüft das Kraftfahrt-Bundesamt derzeit bei Ford-Modellen die Einhaltung der Dauerhaltbarkeit emissionsmindernder Einrichtungen entsprechend den Vorgaben der Typgenehmigung", bestätigt ein ADAC-Sprecher. Ob die bereits vorgestellte Rückrufmaßnahme von den Kölnern kam, bleibt offen.

Es läge aber nahe. Denn dass bei Ford das Problem besonders groß ist, zeigt eine Auswertung des belgischen Branchenverbands für die Autoinspektion und Prüfung des Führerscheins (GOCA), die der Automobilwoche zugespielt wurde.

Demnach bestehen in Belgien deutlich mehr als zehn Prozent der Dieselfahrzeuge von Ford die dortige Abgasmessung nicht. Beim Ford Fiesta liegt die Durchfallquote sogar bei rund 60 Prozent, beim Ford Focus bei über 40 Prozent.

Auch andere Hersteller schneiden nicht gut ab. Volvo liegt in der Auswertung bei einer Quote von mehr als zehn Prozent. Der Durchschnitt aller Fahrzeuge liegt bei 7,47 Prozent. GOCA selbst erklärte auf Anfrage, man könne keine spezifischen Daten für einzelne Marken oder Modelle nennen.

Die Durchfallquote in Deutschland liegt bei 4,18 Prozent (inkl. Nutzfahrzeuge: 3,4 Prozent). Die vom KBA festgestellte maximale Durchfallquote eines Herstellers liegt hier bei 6,1 Prozent.

Ursache für den Unterschied zu Belgien ist vor allem, dass dort auch Euro-5-Diesel der Partikelmessung unterzogen werden. Daneben gilt in Belgien ein Grenzwert von einer Million Partikel pro Kubikzentimeter, ab der die Untersuchung nicht bestanden ist.

In Deutschland sind es nur 250.000. Betrachtet man aber nur Euro-6-Diesel und legt den strengeren Grenzwert von 250.000 Partikel an, kommt Belgien laut Zahlen des Werkstattausrüster-Verbands ASA mit einer Durchfallquote von 4,97 Prozent knapp auf das deutsche Niveau. "Die Zahlen decken sich sehr gut", sagte Harald Hahn, Leiter des Fachbereichs Diagnose und Abgasmessgeräte beim ASA-Verband unlängst auf der Automechanika.

Ursache für die Probleme bei Ford ist laut ADAC, dass der Partikelfilter nicht mehr funktioniere. ADAC-Technikchef Reinhard Kolke vermutet, dass sich die Regeneration des Filters (Freibrennen) auf die Leistungsfähigkeit des Partikelfilters auswirke. Dieser könne bei einer zu hohen Temperatur Schaden nehmen. Betroffen sind laut ADAC hauptsächlich Ford-Modelle mit 1,5- und 2,0-Liter-Ecoblue-Motoren.

Käme es zu einem Rückruf, dürfte es für Ford teuer werden. Denn dessen Kosten wären vom Hersteller zu tragen, so der ADAC. Bisher behalf sich Ford mit Preisreduzierungen für Ersatzteile, erweiterten Garantieregelungen sowie mit Kulanzmaßnahmen. Kunden mussten mitunter also selbst zahlen, damit ihr Auto wieder durch die AU kommt und eine neue Plakette erhält.

Volvo indes teilte mit, man habe keine Kenntnis von Untersuchungen durch das KBA und man habe in dem Zusammenhang auch keine Rückrufaktion durchgeführt.