Ford will 2900 Stellen in Deutschland streichen

Mit viel Geld hat Ford sein Werk in Köln zum Elektroauto-Standort umgebaut. Doch die Modelle Explorer und Capri kamen auf den Markt, als die Nachfrage nach E-Autos einbrach. Vor einigen Tagen hat der Hersteller bereits Kurzarbeit bis Ende des Jahres angekündigt.

Jetzt trifft es die Beschäftigten noch härter: Bis 2027 sollen in Europa 4000 Arbeitsplätze abgebaut werden, davon 2900 in Köln. Zudem wird es im dortigen Werk im kommenden Jahr weitere Kurzarbeit geben. Der Großteil des restlichen Stellenabbaus entfällt auf England.

Zur Begründung verwies der Hersteller auf die hohen Kosten der Umstellung auf Elektroautos, neue Konkurrenten und die strengen CO2-Emissionsziele. Ford-Geschäftsführer Marcus Wasserberg sagte, das Unternehmen müsse "schwierige, aber entschlossene Maßnahmen zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit" von Ford in Europa umsetzen.

Finanzvorstand John Lawler, bekräftigte Ford Bekenntnis zu Europa. Er richtet aber zugleich einen dringenden Appell an Industrie, Politik und Gewerkschaften. Nur gemeinsam könne man die Umstellung auf die Elektromobilität erfolgreich bewältigen.

Nötig sei eine Förderung der E-Mobilität, zum Beispiel Investitionen in die Ladeinfrastruktur und Anreize für die Kunden. Helfen würde auch eine größere Flexibilität bei der Einhaltung der CO2-Ziele.

Henriette Reker, die parteilose Oberbürgermeisterin von Köln, sagte dem Unternehmen und den Beschäftigten Hilfe zu. Letztere seien "Leidtragende des Strukturwandels in der Automobilindustrie", sagte sie dem "Kölner Stadt-Anzeiger" und forderte die Bundesregierung auf, kurzfristige die nötigen Rahmenbedingungen für die Antriebswende zu schaffen.

Betriebsratschef Benjamin Gruschka kündigte "erbitterten Widerstand" der Beschäftigten gegen die Kürzungspläne des Herstellers an. Der heutige Mittwoch sei "ein schwarzer Tag für Ford". In einer Betriebsvereinbarung seien betriebsbedingte Kündigungen bis 2032 ausgeschlossen.

Eine Kündigung dieser Vereinbarung durch das Unternehmen sei nicht vorgesehen. Damit könnte es bei gleich zwei großen Autobauern in den kommenden Monaten zum Streit zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften kommen, denn auch VW hat mit Kündigungen gedroht.

In den vergangenen Jahren hat Ford zwei Milliarden US-Dollar (1,9 Mrd. Euro) in den Umbau seines Werks in Köln und die Umschulung von Beschäftigten investiert. Die Probleme mit den E-Autos beschränken sich nicht auf Europa.

Für die USA hat Ford eine Elektro-Version seines Bestsellers F-150 entwickelt. Der Verbrenner verkauft sich hervorragend, der Stromer nicht. Die Produktion ist inzwischen gedrosselt worden.

In Europa hat Ford in den vergangenen Jahren zahlreiche Modelle auslaufen lassen, zuletzt den Kleinwagen Fiesta. Im kommenden Jahr endet die Produktion des Kompaktmodells Focus. Der Absatz in Deutschland ist schon 2019, also vor Beginn der Corona-Krise, stark gesunken. (swi)