Die wichtigsten Erkenntnisse von der Pariser Autoshow

Die Pariser Autoshow ist zurück! Zwar noch nicht so spektakulär, wie im Oktober 1955, als Citroën die damals unglaubliche "Göttin" DS 19 vorstellte - aber es lohnt sich wieder, nach Paris zu kommen, pünktlich zum 90. Mal seit ihrem Bestehen. Konnte man vor zwei Jahren noch den Eindruck gewinnen, dass die Show womöglich die letzte sein würde, ist nach der Corona-Delle wieder die Lust auf das Auto zu spüren.

50 Hersteller, 400 ausgestellte Fahrzeugmodelle, 85.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche: Das ist attraktiv und sorgte zumindest am Pressetag für ein volles Haus, Gedränge an den meisten Ständen und nur noch ganz wenige Leerflächen, die mit Oldtimern oder Verkaufsständen zugestellt werden müssen.

Und die Aussteller begnügen sich nicht mehr mit Sperrholz-Ständen, die von Ikea stammen können, sondern haben begriffen, dass sich das Investment "Autoshow" nur dann lohnt, wenn die Besucher einen hohen Erlebniswert nach Hause nehmen können.

Von mehreren Ausstellern ist in Paris zu hören, dass die deutsche Bundesregierung sanften Druck auf die deutschen Hersteller ausgeübt habe, um sie zum nicht ganz billigen Trip nach Paris zu bewegen. Denn nur dann, so die Überlegung in Berlin und wohl auch beim VDA, werden im September 2025 die französischen Hersteller und vor allem Stellantis wieder Flagge auf der IAA Mobility in München zeigen.

Es ist Platz für zwei große Autoshows in der Autoregion Europa. Und in München sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass es nur noch eine Show geben kann. Paris ist trotz seiner gekürzten Dauer ein Besuchermagnet mit geschätzt rund 500.000 Besuchern nach sieben Ausstellungstagen.

2022 hatte kein einziger deutscher Hersteller das Terrain der Porte de Versailles betreten. Diesmal waren VW, BMW und Audi mit respektablen Ständen vor Ort. Dieses Signal ist auch deshalb nötig, weil die europäischen Hersteller diesmal in Paris gegen eine nochmals gestärkte chinesische Phalanx Flagge zeigen müssen - mit Innovationen, Emotionen und mit Selbstbewusstsein.

Und dabei steht ganz klar das Automobil im Zentrum des Geschehens. Es braucht keine E-Bikes oder Flugtaxis, um die Besucher für die individuelle Mobilität der Zukunft zu begeistern - es braucht dafür innovative, emotionale und auch bezahlbare Autos.

Und vermutlich braucht es auch kein ausuferndes Konferenzprogramm, wie das etwa bei der IAA 2023 in München der Fall war, um die Massen zu "elektrisieren." Zwar sind die Auftritte von CEOs und Experten ein Baustein für eine moderne Automesse, aber nur die Wenigsten haben die Zeit und die Geduld, sich stundenlange Vorträge anzuhören. Das ist die Botschaft der Messe in Paris.

Unübersehbar ist in Paris die nochmals gestärkte Präsenz chinesischer Hersteller. Die Halle 5.2 etwa ist nahezu komplett in chinesischer Hand. Ausgerechnet die amerikanische Markenikone Cadillac muss sich dort mit Nachbarn wie Aito, Forthing oder Hongqi anfreunden, allesamt eher unbekannte chinesische Hersteller.

Womöglich hat die Markenvielfalt chinesischer Herstellergruppen ihren Höchststand überschritten. In Paris wird deutlich, dass die allermeisten Verbraucher völlig überfordert sein werden, die neuen chinesischen Hersteller kennenzulernen oder gar mit deren Produkten eine Probefahrt zu unternehmen.

Wer die Stände der Chinesen genau beobachtete, kann zu dem Schluss kommen, dass sich bereits die Gewinner der bevorstehenden Konsolidierung abzeichnen. Denn an den Ständen von BYD, XPeng und auch Leapmotor war deutlich mehr los als bei deren chinesischen Rivalen.

Auch wenn kurzfristig der Plug-in-Antrieb einen Höhenflug erlebt und sich jeder Anbieter in Europa glücklich schätzen kann, wenn er ein breites PHEV-Portfolio hat: In Paris sind die großen Neuheiten mit Anspruch auf mehrere Produktionsgenerationen durchweg rein elektrische Fahrzeuge.

Der Star der Messe dürfte dabei der neue Renault 4 sein, der so umlagert war, dass er kaum fotografiert werden konnte. Für starkes Interesse sorgt auch der erste vollelektrische Mini John Cooper Works - Emotionen sind auch elektrisch erzeugbar, lautet die Botschaft von BMW in Paris.