In dem Flugblatt, das Dienstagmorgen vor den Werkstoren in Ingolstadt und Neckarsulm verteilt wurde, ist die Rede von einer „Liste des Grauens“ an Einsparungen, Jobverlagerungen und Kürzungen, mit der der Audi-Vorstand den Autobauer schlanker und effizienter machen will. Betriebsrat und IG Metall gehen auf die Barrikaden, weil ein Großteil der Maßnahmen zu Lasten der Mitarbeiter geht.
Streit um Audi-Zukunft: IG Metall protestiert gegen "Liste des Grauens"
Der Ton in der Auseinandersetzung um die Zukunft von Audi wird schärfer. In einer Flugblattaktion haben Betriebsrat und IG Metall eine „Schonungslos-Liste“ des Vorstands veröffentlicht.
Die sogenannte „Schonungslos-Liste“, die der Betriebsrat und IG Metall veröffentlicht haben, umfasst 15 Punkte und reicht von der Verfügungsgewalt über Zeitkonten über eine massive Beschneidung der Audi-Erfolgsbeteiligung AEB bis zur zeitlichen Verschiebung der aktuellen Tariferhöhungen. Besondere Brisanz dürfte das Outsourcing ganzer Bereiche haben. Im Visier stünden hier Vertrieb, Gastronomie, Werkschutz, Weiterbildung und Qualifizierung, Technische Entwicklung, Logistik, aber auch kaufmännische Dienstleistungen und Controlling und sogar die Unternehmenskommunikation, heißt es.
In einem Statement bezeichnet Jörg Schlagbauer die Vorstands-Liste als Frontalangriff auf die Beschäftigten und bestehende Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen. In den laufenden Sondierungsgesprächen über die angestrebte Zukunftsvereinbarung für Audi und die Stammwerke Ingolstadt und Neckarsulm lägen zwar noch keine belastbaren Zahlen vor, wie sich dies auf die Mitarbeiterzahlen auswirkt.
Aber: „Allein die bisher bekannten Forderungen des Audi-Vorstands zum Outsourcing ganzer Betriebsbereich, zum Einsatz vermehrter Leiharbeit und der Verringerung von Ausbildungsplätzen beinhalten einen erheblichen Personalum- und abbau der Stammbelegschaft.“ Dies stehe im Widerspruch des Vorstands-Versprechens, keine betriebsbedingten Kündigungen vornehmen zu wollen.
Die Sondierungsgespräche zwischen Betriebsrat und Unternehmensführung über die Audi-Zukunft laufen seit mehreren Monaten. Dass die Gewerkschaftsseite nun die Vorstandsliste in der Flugblatt-Aktion umfassend publik gemacht hat, dürfte ein Zeichen sein, dass die Verhandlungen um konkrete Maßnahmen kurz bevorstehen.
Und da dürfte betriebsbedingte Kündigungen ein heißes Thema werden. Zwar hat der Vorstand während einer Betriebsversammlung im Oktober bestätigte, dass die in der Grundsatzvereinbarung "Audi.Zukunft" festgelegte Beschäftigungsgarantie bis 2029 trotz verschärfter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen Bestand hat. Damals hatte man sich aber eine Hintertür offengelassen, bei einer sich weiter verschlechternden Situation das Thema betriebsbedingte Kündigungen neu zu verhandeln. Dies sei nun der Fall. Die Inhalte des Flugblattes kommentierte die Unternehmensseite nicht.
Audi steht unter großem Handlungsdruck. Absatz- und Gewinnzahlen des Unternehmens sind stark rückläufig. Im vergangenen ist der Fahrzeugabsatz um zwölf Prozent eingebrochen, vor allem in China verliert die Marke mit den Ringen zunehmend an Boden, der Volkswagenkonzern drängt auf rasche Besserung.
Teil des Planes, um Audi wirtschaftlich wieder in die Spur zu bringen, ist ein Stellenabbau. Genannt wird eine Größenordnung von 9.000 bis 10.000 Arbeitsplätzen in Deutschland. Konkrete Zahlen hierzu gibt es bislang aber noch nicht. Audi beschäftigt in Deutschland insgesamt rund 45.000 Mitarbeiter.