Milliarden für Zukunfts-Investments? Volkswagen könnte sich von MAN Energy Solutions trennen

Volkswagen setzt seine strategische Neuausrichtung konsequent fort und prüft laut einem Bloomberg-Bericht, MAN Energy Solutions an die Börse zu bringen. Während die Lkw-Sparte MAN zusammen mit Scania zur börsennotierten Traton-Gruppe gehört, verbleibt die Motorensparte bislang direkt unter dem Dach des Volkswagen-Konzerns.

Das auf stationäre und maritime Motoren spezialisierte Unternehmen mit rund 14.000 Mitarbeitern erwirtschaftete 2024 etwa 4,3 Milliarden Euro Umsatz und erzielte ein operatives Ergebnis von 337 Millionen Euro. Bereits 2023 wollte Volkswagen den MAN-Energy-Solutions-Geschäftsbereich MGT-Gasturbinen an ein chinesisches Unternehmen verkaufen, was jedoch von der Bundesregierung untersagt wurde. In der Folge stellte Volkswagen diesen Bereich ein.

Die Abspaltung von MAN Energy Solutions könnte Volkswagen Milliarden einbringen – Experten taxieren den Unternehmenswert auf mindestens fünf Milliarden Euro. Neben dem Börsengang wäre auch ein Teilverkauf eine Option, ähnlich wie 2022 bei der Sitz-Tochter Sitech, deren Hälfte an Brose ging.

Das Geld aus dem traditionellen Geschäftsbereich dürfte Volkswagens in die Transformation investieren. Der Konzern setzt stark auf Zukunftstechnologien, im Mittelpunkt stehen aktuell die milliardenschweren Partnerschaften mit Xpeng und Rivian. Finanziell eher untergeordnet, aber in die gleiche Kerbe schlagend, ist auch die jüngste Beteiligung am Deeptech-Investor Leitmotif. Der mit 300 Millionen US-Dollar ausgestattete Venture-Capital-Fonds investiert in Elektromobilität, Batterietechnologie, Raumfahrt und Kernfusion.

Offiziell äußert sich Volkswagen nicht zu den Verkaufsplänen, verweist jedoch auf den Kapitalmarkttag 2023, auf dem das Unternehmen betont hatte, "die richtigen Lösungen für unsere kontrollierten Beteiligungen" finden zu wollen. Dies zeigt sich auch an der jüngsten Veräußerung eines Traton-Aktienpakets mit elf Millionen Anteilen für 360 Millionen Euro. Langfristig soll der Volkswagen-Anteil an Traton auf 75 Prozent plus eine Aktie sinken; aktuell hält der Konzern noch 87,5 Prozent.

Generell verfolgt das Unternehmen mittlerweile einen proaktiveren Umgang mit seinen Beteiligungen. Der Konzern hält allein über 250 nichtkontrollierte Beteiligungen mit einem Buchwert von mehr als 15 Milliarden Euro. Prominentestes Beispiel für aktives Beteiligungsmanagement dürfte der Bugatti-Deal mit Rimac im Jahr 2021 gewesen sein. 

Im Vergleich zu direkten Beteiligungen sind Partnerschaften wie etwa mit XPeng einerseits deutlich flexibler, andererseits erlauben sie eine Kosten- und Ressourcenteilung, was besonders bei teuren Forschungs- und Entwicklungsprojekten von Vorteil ist. Mit einer F&E-Quote von 7,9 Prozent liegt Volkswagen eher im oberen Bereich der Autobauer, ingesamt wurden dafür 2024 21 Milliarden Euro aufgewendet. Mit Hilfe von Partnern könnte der Konzern diese Kosten deutlich senken.