Porsche: Breckner und Becker folgen auf Finanzchef Meschke und Vertriebschef von Platen

Nach dem überraschenden Abgang von Porsche-Finanzchef Lutz Meschke und Vertriebschef Detlev von Platen hat sich der Aufsichtsrat des Sportwagenbauers auf die Nachfolge geeinigt. Mit sofortiger Wirkung übernehmen Jochen Breckner (47, Finanzen) und Matthias Becker (54, Vertrieb) die vakanten Positionen. Damit ist der Vorstand wieder komplett.

Beide kommen aus dem eigenen Haus. "Wir freuen uns sehr, mit Jochen Breckner und Matthias Becker zwei ausgezeichnete Nachfolger aus den Reihen von Porsche gefunden zu haben. Wir werden gemeinsam mit ihnen die einzigartige Erfolgsgeschichte unseres Unternehmens fortschreiben", sagte Wolfgang Porsche, Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Breckner ist seit über 25 Jahren für Porsche tätig – erst als Praktikant und Diplomand, später als Doktorand. Der promovierte Betriebswirt und gebürtige Stuttgarter wurde 2008 Assistent des Vorstandsvorsitzenden, der damals noch Wendelin Wiedeking hieß. 

Danach übernahm er verschiedene Funktionen im Controlling, bevor er 2018 das Generalsekretariat und die Unternehmensentwicklung von Porsche übertragen bekam. In dieser Funktion steuerte er beispielsweise den Börsengang und das Effizienzprogramm. Breckners Nachfolger wird Christian Pantel, der in seiner aktuellen Aufgabe bei Porsche die Verantwortung für eine Baureihe trägt.

Matthias Becker ist seit 2015 bei Porsche. "Als Leiter der Region Übersee- und Wachstumsmärkte hat er Vertriebsregionen wie Südostasien, Australien, den Mittleren Osten, Afrika sowie Mittel- und Südamerika mit mehr als 70 Märkten zu einer zentralen Säule des Porsche-Vertriebsnetzes entwickelt", heißt es in der Mitteilung. 

Zuvor war Becker in mehreren Führungspositionen im Volkswagen-Konzern tätig, etwa bei Audi in diversen leitenden Vertriebsfunktionen in Europa und China sowie bei der Konzerntochter Škoda und im Volkswagen Marketing Deutschland.

Während der Abgang von Meschke und von Platen für Außenstehende durchaus überraschend kam, ist das Unternehmen nun bemüht, den Wechsel als von langer Hand geplant darzustellen.

"Beide Kollegen haben die Qualität, unser Unternehmen vom ersten Tag an zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Wir profitieren hier von einer strukturierten Nachfolgeplanung und einer langfristig ausgerichteten Personalentwicklung“, sagte Porsche-Chef Oliver Blume.

Blume äußerte sich nicht zu den scheidenden Kollegen, während Wolfgang Porsche die Verdienste von Meschke und von Platen würdigte. So habe Meschke die "positive Entwicklung dieses Unternehmens mit hohem Einsatz und strategischem Weitblick entscheidend geprägt und den Börsengang entschlossen vorangetrieben". Bei von Platen sei das "Engagement bei der Entwicklung der weltweiten Märkte“ hervorzuheben.

Ein Detail überrascht: So scheidet Meschke zwar bei der Porsche AG als Vorstand aus, nicht aber bei der Dachgesellschaft Porsche SE der Familien Porsche und Piëch, die unter anderem mehrheitlich am Volkswagen-Konzern beteiligt sind. In einer Pressemitteilung heißt es, das Unternehmen wolle Investitionschancen nutzen und das Beteiligungsmanagement gezielt ausbauen. 

"Lutz Meschke als zuständiger Vorstand der Porsche SE für das Ressort Beteiligungsmanagement wird daher mit voller Kraft die Aktivitäten im Portfoliosegment vorantreiben und die Investitionsstrategie weiterentwickeln", heißt es. Sein Vertrag läuft bis zum 30. Juni 2030. Er war erst im vergangenen Jahr verlängert worden.

Das bevorstehende Ausscheiden beider Vorstandsmitglieder "in beidseitigem Einvernehmen" bei der Porsche AG war vor wenigen Wochen in einer Ad-hoc-Mitteilung vermeldet worden, ohne jedoch eine Nachfolge für die Posten zu benennen.

Seither war in den Medien immer wieder über Personalien spekuliert worden. Die nun ernannten Vorstandsmitglieder hatte jedoch kein Journalist auf dem Zettel.

Die genauen Hintergründe für das plötzliche Ausscheiden sind nach wie vor nicht gänzlich klar. Bei von Platen gelten das schwache China-Geschäft sowie unbedachte Äußerungen seiner Frau in einem Podcast als mögliche Motive.

Bei Meschke ist es der Börsenkurs, der hinter den Erwartungen zurückblieb. Ihm wurden außerdem Ambitionen auf den Chefposten nachgesagt für den Fall, dass Blume seine Doppelrolle als CEO von Volkswagen und Porsche aufgeben sollte.