Analyse: Vor-Corona-Niveau für Europas Automarkt unerreichbar

Im März sind in Westeuropa 1,26 Millionen Pkw neu zugelassen worden, das entspricht einem Rückgang um drei Prozent. Wegen Ostern gab es dieses Jahr im März weniger Arbeitstage, im April dürfte es aufgrund der zusätzlichen Arbeitstage mehr Zulassungen geben. Im ersten Quartal stieg die Zahl der Neuzulassungen gegenüber dem Vorjahresmonat um fünf Prozent auf 3,05 Millionen Autos. Das war das höchste Quartalsergebnis seit 2019.

Nachdem mehrere Länder, unter anderem Deutschland, Subventionen für Elektroautos gekürzt oder ganz abgeschafft haben, ist der Absatz der Stromer auf breiter Front eingebrochen. Damit spiegeln die aktuellen Neuzulassungen die tatsächliche Nachfrage so gut wider wie schon lange nicht mehr.

Die Automobilwoche erwartet 11,935 Millionen Neuzulassungen im Gesamtjahr. Dies wäre ein Plus von gut drei Prozent gegenüber 2023, aber immer noch ein Minus von 16 Prozent im Vergleich zum Niveau vor Corona.

Die Zulassungszahlen aus den Zeiten vor der Corona-Pandemie werden in den meisten Ländern wohl nie wieder erreicht werden. Dafür haben sich die Rahmenbedingungen wie gestiegene Lebenshaltungskosten, erhöhte Energiekosten und auch die gestiegenen Pkw-Preise aufgrund von Inflation und vorgeschriebenen technischen Neuerungen in Neuwagen (Beispiel E-Call) zu sehr geändert. Im vergangenen Jahr waren Neuwagen so teuer wie noch nie.

Darüber hinaus verabschieden sich viele Hersteller aus Rentabilitätsgründen aus kleineren, preiswerten Segmenten. Die Automobilwoche geht zwar nicht davon aus, dass bereits in naher Zukunft ein Rückgang der Motorisierung eintritt, aber die Haltedauer der Fahrzeuge könnte weiter steigen. Schon 2023 lag das Durchschnittsalter der Autos in Deutschland so hoch wie lange nicht.

In den vergangenen Jahren sind aufgrund der Krisen deutlich weniger Neuwagen verkauft worden als in früheren Jahren. Das führt zu einem hohen Ersatzbedarf. Allerdings führt neben den genannten Rahmenbedingungen auch eine schwache Wirtschaftsentwicklung dazu, dass nur ein kleiner Teil davon realisiert wird.

Die Gefahr einer Rezession scheint über Europa insgesamt zwar gebannt, aber die Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten für den Euroraum für 2024 nur eine geringfügige Besserung. Das große Problem der Inflation und den damit einhergehenden Reallohnrückgängen bleibt bestehen. Auch wenn sich die jährliche Inflationsrate in den kommenden Jahren wieder normalisiert, bleibt für viele Menschen dennoch ein Wohlstandsverlust. Immer mehr Menschen stellen den Kauf eines neuen Autos zurück.

Zusammen mit den gestiegenen Zinsen und dem Krieg in der Ukraine bleibt dies das größte Risiko für das Kaufverhalten der Verbraucher. Günstige E-Autos sind zwar von vielen Herstellern angekündigt worden, in diesem Jahr werden sie aber noch nicht in großer Zahl auf den Markt kommen. Ausnahmen wie der Citroen e-C3 sowie einige Modelle chinesischer Anbieter werden daran nichts ändern. Deutsche Hersteller haben bisher keine günstigen Elektroautos im Programm. Das könnten die Konkurrenten ausnutzen.