Stellantis baut auf drei Software-Plattformen

Das Rezept für Rekorderträge und Rekordmargen ist keine Geheimwissenschaft. CEO Carlos Tavares hat in dem 14-Marken-Konzern Stellantis das umgesetzt, was auch in anderen Mehrmarken-Konzernen Strategie ist, aber nicht immer konsequent verfolgt wird: eine klare Plattform-Strategie, die auch die Software einschließt.

Mit der Einführung der STLA-Medium-Plattform im Juli 2023 startete Stellantis in das Zeitalter der sogenannten Multi-Energy-Plattformen der zweiten Generation. Sie erlauben noch die Integration aller Antriebstechniken, haben aber bereits als Schwerpunkt die Elektromobilität. Der Peugeot E-3008 war das erste Modell, das darauf beruht.

Allein die STLA-Medium-Plattform ersetzte auf einen Schlag 14 unterschiedliche Plattformen, die zuvor für ähnlich große Fahrzeuge verwendet wurden: sieben bei Chrysler, fünf bei Fiat und zwei bei PSA. Im vergangenen Januar stellte Stellantis dann die größere STLA-Large-Plattform für Fahrzeuge im D- und E-Segment vor. Sie ist auf BEVs ausgelegt und soll auch große Batterien mit bis zu 118 kWh Kapazität aufnehmen können, sodass Reichweiten bis zu 800 Kilometern möglich sind.

Künftig werden alle Fahrzeugmodelle des Konzerns auf nur vier Plattformen beruhen. Neben den genannten kommen noch die STLA Small und die sogenannte Frame-Lösung für große Pick-ups hinzu. Ihr gemeinsames Merkmal ist neben der Eignung für diverse Antriebstechniken eine hohe Flexibilität bei Radstand, Länge, Breite, Bodenfreiheit und Reifengröße.

Die nächste Stufe der Plattform-Strategie wird aber keine weitere Fahrzeugarchitektur sein, sondern die für dieses Jahr geplante Indienstnahme der seit 2021 entwickelten drei Software-Plattformen.

Die STLA-Brain-Plattform spielt dabei eine zentrale Rolle. Sie soll cloudbasierte Funktionen und Dienstleistungen ermöglichen. Ein wesentlicher Baustein von STLA Brain wird die OTA-Technik (Over-the-air-Updates) sein. Von zwölf Millionen im Jahr 2021 soll die Zahl der voll vernetzten Fahrzeuge bis 2030 auf 34 Millionen steigen. Dies wird die Einführung neuer Angebote ermöglichen, die die Kundenbindung stärken und neue Ertragsfelder erschließen - nicht zuletzt per E-Payment.

Einen zweiten Software-Baustein nennt Stellantis STLA SmartCockpit. Dabei geht es um die möglichst bruchlose Integration von digitalen Funktionen auf dem Smartphone der Autonutzer im Cockpit. Idealziel ist das Fahrzeug als personalisierter Wohnbereich. Um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen, hat sich Stellantis mit Foxconn verbündet und nutzt technische Lösungen von Amazon.

Die dritte Säule in der neuen Software-Welt von Stellantis ist STLA AutoDrive zur Entwicklung der nächsten Etappen des autonomen Fahrens. Dafür ist der Konzern eine Partnerschaft mit BMW eingegangen. Vom Autonomie-Level 2 ausgehend soll STLA AutoDrive schrittweise die nächsten Level 2+ und 3 für den Serieneinsatz tauglich machen.

Für das Autonomie-Level 4 und 5 allerdings hat sich Stellantis bereits 2016 mit dem US-Roboauto-Entwickler Waymo zusammengetan. Dieser Bereich hat allerdings keine Priorität, es gibt schlichtweg zu wenig Anwendungsfälle dafür.

Alle drei Software-Bereiche arbeiten unabhängig von den Modellzyklen der 14 Marken. Diese Trennung ist Tavares sehr wichtig: "Mit den drei neuen KI-gestützten Technologieplattformen, die 2024 auf den vier STLA-Fahrzeugplattformen zum Einsatz kommen, werden wir die Geschwindigkeit und Agilität nutzen, die mit der Entkopplung von Hardware- und Software-Zyklus verbunden sind." Mit zahlreichen Übernahmen und Beteiligungen versucht er zudem, das Tempo zu beschleunigen und Know-how ins Haus zu holen. So übernahm Stellantis im Januar den britischen KI-Experten CloudMade.