Studie: E-Autos rütteln an Markentreue europäischer Kunden

Eigentlich können sich Europas Autohersteller auf die Markentreue ihrer Kunden verlassen. Die Reputation einer Marke spielt für 45 Prozent der europäischen Autokäufer die entscheidende Rolle bei der Wahl eines neuen Fahrzeugs; 31 Prozent haben in ihrem Leben schon mehrfach Autos einer bestimmten Marke gekauft.

Das ist das Ergebnis einer Studie von Adevinta, für die zwischen dem 30. April und dem 7. Mai 2024 über 5000 Personen in Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien und den Benelux-Ländern befragt wurden. Jedoch gibt es einen Faktor, der die traditionelle Markentreue der Europäer aufweicht: Elektroautos.

Mehr als ein Viertel der Befragten (28%) ist demnach eher bereit, ein Elektrofahrzeug einer neuen oder weitgehend unbekannten Marke zu kaufen als ein Benzin- oder Dieselfahrzeug einer neuen oder weitgehend unbekannten Marke. Bei E-Autos sind also mehr Europäer bereit, sich von den etablierten Marken loszusagen und etwa chinesischen Herausforderern eine Chance zu geben.

Dabei spielen verschiedene Gründe eine Rolle für die Befragten, die angeben, sich beim Kauf eines Elektroautos auch mit Marken zu beschäftigen, deren Reputation sie nicht kennen. 39 Prozent nennen etwa die elektrische Reichweite, 35 Prozent den Anschaffungspreis und 26 Prozent die Lieferzeit im Vergleich zu einem E-Auto einer ihnen besser vertrauten Marke.

Dagegen glauben 29 Prozent der Befragten nicht daran, dass Autos neuer Marken besonders zuverlässig oder hochwertig produziert sind. Von zehn Marken, die die Studienautoren vorher ausgewählt hatten, stuften die Teilnehmer Volkswagen (41%), BMW (40%) und Tesla (27%) als am zuverlässigsten ein. Dagegen kamen Polestar (6%), MG (4%), BYD (4%) und Lynk & Co (3%) sehr schlecht weg.

Eine zentrale Erkenntnis der Studie ist außerdem, dass viele Verbraucher in den Umfrage-Ländern von den verfügbaren Elektro-Modellen schlicht nichts wissen. Das belegt der Bekanntheitsgrad von wiederum vorausgewählten Modellen. Den VW Golf kennen 52 Prozent der Befragten, nur 28 Prozent den VW ID.3. Den BMW Dreier kennen 39 Prozent, nur 29 Prozent den BMW i4. Den Dacia Sandero kennen 34 Prozent, nur 15 Prozent den Dacia Spring.

Den besten Ruf als Hersteller von Elektroautos hat der Umfrage zufolge Tesla mit 48 Prozent, gefolgt von Volkswagen und BMW mit jeweils 26 Prozent. Aufstrebende Elektroauto-Marken wie Polestar und BYD wurden trotz ihrer weltweiten Präsenz nur von elf beziehungsweise neun Prozent der Verbraucher als hinreichend renommiert eingestuft.

Ajay Bhatia, CEO von mobile.de und Leiter des globalen Mobilitätsportfolios von Adevinta, kommentierte die Studie: "Auf dem sich schnell entwickelnden Markt für Elektroautos können sich die etablierten Hersteller nicht mehr allein auf Markentreue verlassen, um sich Marktanteile zu sichern. Um für eine neue Generation von E-Auto-Käufern attraktiv zu bleiben, müssen sie Vertrauen schaffen, indem sie Bedenken bezüglich der wichtigsten Hindernisse für die Akzeptanz von E-Autos – wie Kosten und Batteriereichweite – ausräumen."