Studie: Warum Zölle Chinas Aufstieg zur Auto-Weltmacht nur verzögern

Chinesische Autohersteller werden sich trotz der protektionistischen Handelspolitik in Europa und den USA global durchsetzen. Das ist die Prognose der Unternehmensberatung AlixPartners. Demnach werden chinesische Marken bis 2030 weltweit einen Marktanteil von 33 Prozent erreichen und rund neun Millionen Fahrzeuge außerhalb Chinas verkaufen.

Für westliche Autobauer gehe es nicht mehr nur darum, auf dem chinesischen Markt mit den neuen Wettbewerbern zu konkurrieren, sondern mit den chinesischen Autoherstellern auf der ganzen Welt, fasst Mark Wakefield von AlixPartners die Ergebnisse der jüngsten "Global Automotive Outlook"-Studie zusammen.

Das umfassende Elektroauto-Angebot der chinesischen Hersteller ebne ihnen den Weg zur globalen Dominanz. Hinzu kommen Ankündigungen vieler Unternehmen, in naher Zukunft auch außerhalb Chinas zu fertigen, wodurch etwaige Handelshindernisse teilweise hinfällig würden.

BYD, Chery und Great Wall haben Pläne für die Produktion in Mexiko bekanntgegeben, um von dort aus Neuwagen in die USA zu liefern. BYD und Great Wall wollen außerdem in Brasilien und Europa Autos bauen. Auch MG, Chery, LeapMotor und Geely arbeiten bereits am Aufbau einer lokalen Produktion in Europa, um Einfuhrzölle zu umgehen.

"Die Zölle bringen wahrscheinlich nur Zeit, mehr nicht", bewertet Andrew Bergbaum von AlixPartners die Lage. "Mit dem Aufbau lokaler Produktionen, insbesondere in Europa, werden die Zölle letztendlich keine Bedeutung haben."

Laut AlixPartners wird sich der Anteil chinesischer Marken am Automarkt in Europa bis 2030 auf zwölf Prozent etwa verdoppeln. In Mittel- und Südamerika soll er sich auf 28 Prozent verdreifachen und im Nahen Osten und Afrika auf 39 Prozent fast vervierfachen.

In Süd- und Südostasien sollen chinesische Hersteller einen Marktanteil von mehr als 30 Prozent erreichen – gegenüber nur drei Prozent im Jahr 2024. Auf dem chinesischen Markt haben heimische Hersteller derzeit einen Marktanteil von 59 Prozent, bis 2030 sollen sie dort 72 Prozent erreichen. 

Für ausländische Marken würde der so wichtige chinesische Automarkt dadurch trotz des De-facto-Wachstums praktisch schrumpfen. AlixPartners-Experte Fabian Piontek: "Dies betrifft insbesondere die deutschen Premiumhersteller, denen mit China ein wichtiger Markt zunehmend wegbröckelt."

Hohe staatliche Subventionen ermöglichen es chinesischen Herstellern, Fahrzeuge zu sehr günstigen Preisen anzubieten. Die Herstellungskosten für ein E-Auto seien in China über ein Drittel niedriger als in Europa. Auch die Entwicklungszyklen seien mit 18 bis 24 Monaten kürzer als die der weltweiten Konkurrenz.

Und aufgrund der höheren Nachfrage der Kunden in China nach batteriebetriebenen und von Software definierten Autos sammeln die chinesischen Hersteller in dem Feld schon heute wertvolle Erfahrungen, die ihnen in Zukunft einen Vorteil bei der Orientierung an globalen Kundenbedürfnissen verschaffen dürften. (mit Material von dpa)