Hälfte aller Toyotas in Europa soll 2030 elektrisch fahren – unter einer Bedingung

Toyota hat in der vergangenen Woche gleich drei neue rein elektrische SUVs präsentiert. Dennoch erwartet der japanische Autobauer keinen rasanten Hochlauf der Elektromobilität in der Region. Beim Thema Wasserstoffantrieb ist die Entscheidung zugunsten der Nutzfahrzeuge gefallen.

"Wir ändern nichts an unserer Strategie: Wir haben vollstes Vertrauen in unsere Produkte, aber mit einem plötzlichen Boom im Elektrosegment rechnen wir nicht", sagte der operative Europachef Matt Harrison im Gespräch mit der Automobilwoche und weiteren Journalisten.

"2025 erwarten wir für Toyota in Europa einen Marktanteil von etwa zehn Prozent rein elektrischer Pkw. Unser Ziel bleibt es, diesen Anteil bis 2030 auf 50 Prozent zu steigern."

Um dieses Ziel zu erreichen, sei allerdings auch die Politik gefragt. "Ohne eine flächendeckende Lade-Infrastruktur wird es schwierig, diese Marke in Europa zu erreichen", ist Harrison überzeugt.

Ein zehnprozentiger BEV-Anteil reiche voraussichtlich auch aus, damit Toyota die ursprünglich avisierten europäischen CO2-Flottengrenzwerte für 2025 erreichen könne, sagte Harrison. Dies liege an dem sehr hohen Anteil der Hybridfahrzeuge. 

Zwar hat auch Toyota einen Vertrag mit Tesla über ein mögliches Pooling der CO2-Emissionen geschlossen. Dies ist aber nach den Worten von Europa-Präsident Yoshihiro Nakata eine reine Vorsichtsmaßnahme. Es sei "ziemlich schwierig", den womöglich nicht mehr benötigten Vertrag mit Tesla zu kündigen. Für 2026 sei sich Toyota sicher, die Grenzwerte ohne Pooling zu erreichen.

Die jahrelang von Toyota verfolgte Strategie, dem Wasserstoff-Antrieb im Pkw-Sektor zum Durchbruch zu verhelfen, ist gescheitert. Die Verkaufs- und Leasingzahlen des einzigen H2-Modells Mirai liegen im homöopathischen Bereich. 2024 wurden europaweit nur 533 Einheiten ausgeliefert. Die meisten dieser Fahrzeuge gingen an Taxiflotten in Frankreich, Dänemark, den Niederlanden und teilweise auch in Deutschland.

Der Frage, ob es noch eine dritte Generation des Mirai geben werde, weicht Harrison aus: "Unser Ziel bleibt es, das Wasserstoff-Fahrzeug populärer zu machen und Kunden von den Vorteilen dieses Antriebes zu überzeugen. Im Nutzfahrzeugsektor haben viele das bereits verstanden, im Pkw-Segment ist es noch ein längerer Weg dorthin."

Das Pkw-Segment habe es wegen der schwachen Tank-Infrastruktur in Europa schwer, räumte Harrison ein. "Wir denken, dass die Nutzfahrzeuge zuerst überzeugen können, weil sie im Gegensatz zu batterie-elektrischen Nutzfahrzeugen weniger wiegen und kein Ladevolumen verlieren im Vergleich zu Verbrenner-Fahrzeugen."

Wenn es eine ausreichend große H2-Nutzfahrzeugflotte in Europa gebe, dann werde auch das Pkw-Segment die Vorteile dieses Antriebes erkennen, bleibt Harrison optimistisch.