Verkauf von Mercedes-Niederlassungen: 85.000 Euro pro Mitarbeiter

Das Ziel war es, noch vor der Sommerpause die Rahmenbedingungen zum geplanten Verkauf der Mercedes-Niederlassungen festzulegen. Das ist nun offenbar gelungen, wie aus einer Mitteilung des Betriebsrats an die Mitarbeiter hervorgeht, die der Automobilwoche vorliegt.

Beide Seiten haben sich demnach auf Eckpunkte für mögliche Betriebsübergänge zu potenziellen Erwerbern geeinigt. Zuvor hatten "Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung" über den Deal berichtet.

Der Autobauer Mercedes hatte im Frühjahr angekündigt, seine über 80 Niederlassungen in Deutschland mit zum Teil weitreren angeschlossenen Betrieben veräußern zu wollen. Dagegen hatte der Betriebsrat zunächst vehement protestiert.

Im Hintergrund wurde aber längst über die Modalitäten verhandelt. Die Eckpunkte sollen nun Bestandteil einer finalen Vereinbarung sein und Voraussetzung dafür, dass die Mitarbeiter einem Betriebsübergang im Fall eines Verkaufs zustimmen.

"Hart erkämpfte Rechte und Absicherungen bleiben bestehen", wird Betriebsratschef Ergun Lümali in der internen Mitteilung zitiert. Für die rund 8000 Mitarbeiter steht damit fest, welche Kompensationen sie im Fall eines Betriebsübergangs an einen Investor erhalten sollen.

Kernpunkt ist eine Einmalzahlung, die je nach Voraussetzungen durchschnittlich 85.000 Euro pro Mitarbeiter betragen soll. Mercedes verpflichtet sich, die Niederlassungen nur an solche Investoren zu verkaufen, die den Tarifvertrag des Kfz-Handels anwenden.

Außerdem sei vereinbart worden, dass die Beschäftigungssicherung bei Mercedes, die betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2029 ausschließt, beim Erwerber fortgesetzt werden soll. Altersteilzeit und betriebliche Altersvorsorge sollen fortgeführt werden. Betroffene Mitarbeiter erhalten bis zum Verkauf jährlich eine Sonderprämie in Höhe von 2500 Euro ab dem Geschäftsjahr 2025.

Ein Mercedes-Sprecher sagte, Mercedes sei überzeugt, mit diesem Verhandlungsergebnis die Neuaufstellung der Niederlassungen zukunftssicher vorantreiben zu können. Zu konkreten Einzelheiten der Vereinbarung wollte sich der Sprecher nicht äußern.

Mercedes will die Käufer früheren Angaben zufolge nach mehreren Kriterien auswählen: Mitbringen müssten sie Handelsexpertise, unternehmerische Kompetenz, wirtschaftliche Stärke, Investitionsbereitschaft sowie Aufgeschlossenheit gegenüber Arbeitnehmervertretungen.

Als Ganzes sollen die Standorte nicht verkauft werden. Auch reine Finanzinvestoren schloss der Konzern aus. Es werde auf den Erhalt der Stellen in Deutschland abgezielt, hieß es.

Konkrete Gespräche mit potenziellen Käufern werden noch nicht geführt, sagte der Unternehmenssprecher. Es hätten sich aber schon Interessenten gemeldet. Anfang Juli hatten nach Gewerkschaftsangaben bundesweit rund 25.000 Mercedes-Benz-Beschäftigte gegen den geplanten Verkauf der Autohäuser protestiert.

Deutschland hat mit den konzerneigenen Autohäusern eine Sonderstellung in der Welt. Auf allen anderen Märkten hat Mercedes die Niederlassungen bereits mit wenigen Ausnahmen an private Investoren veräußert. (Mit Material von dpa)