Mercedes' neue China-Strategie: Erstmals GLE-Produktion

Bisher hat Mercedes seine großen SUV wie den GLE oder den GLS ausschließlich im US-Werk in Tuscaloosa gebaut. Das soll sich in Zukunft ändern. Bei einer Reise nach Peking kündigte Mercedes-Chef Ola Källenius an, den GLE in einer speziell für China entwickelten Langversion erstmals zu lokalisieren.

Dies ist Teil eines größeren Pakets, mit dem Mercedes in China nach eher mageren Jahren wieder Boden gut machen will. Der Konzern macht einen erheblichen Teil seines Gewinns in dem Land – in den vergangenen Jahren lief nicht es jedoch nicht gut.

Schon auf der Automesse in Peking im Frühjahr hatte Mercedes Änderungen angekündigt. Jetzt bekräftigte Källenius laut örtlichen Medien beim Werksbesuch in Peking:  "China ist eine der Hauptsäulen unserer globalen Strategie."

Die Entscheidung basiere auf den Erkenntnissen, dass sich China zu einem "SUV-Markt" entwickle, sagte ein Mercedes-Sprecher der Automobilwoche. Bisher produziert Mercedes dort nur die kleinen SUVs wie EQA und EQB, hauptsächlich werden aber Limousinen wie die C- und E-Klasse verkauft.

Auch für die importierte S-Klasse ist China nach wie vor der wichtigste Markt. Mit dem GLE soll das Portfolio ab dem Jahr 2025 erweitert werden. Das Fahrzeug erhält nicht nur den in China inzwischen obligatorischen längeren Radstand, sondern auch ein speziell auf chinesische Bedürfnisse zugeschnittenes Infotainment sowie neu gestaltete Sitze im Fond, die das Reisen noch komfortabler machen sollen.

Mercedes beschäftigt inzwischen über 2000 Mitarbeiter in der Entwicklung vor Ort. Die Lokalisierung beim Joint Venture BBAC in Peking sei keine Entscheidung gegen Tuscaloosa, betonte der Sprecher. Vielmehr erhofft sich das Unternehmen von dem lokal gebauten Modell zusätzliche Stückzahlen.

Während China in den vergangenen Jahren ein Wachstumsgarant war, stagnieren die Absatzzahlen seit der Covid-Pandemie. Mit 732.000 verkauften Einheiten im Jahr 2023 blieb der Absatz hinter dem Vorjahr zurück. Genau genommen geht es seit 2020 bergab, als mit 754.000 Einheiten der vorläufige Höhepunkt erreicht war.

Zum einen wächst der Markt vor allem bei Elektroautos. Hier sind die Modelle mit Stern im Vergleich zu heimischen Herstellern aber meist zu teuer. Zum anderen haben chinesische Hersteller technologisch aufgeholt und sind nun selbst im Premium-Segment oft auf Augenhöhe.

Mit dem GLE soll das Angebot in China attraktiver werden. Zudem kann Mercedes damit möglichen weiteren Zollkonflikten zwischen den USA und China entgehen.

Neben dem GLE soll in China auch ein elektrischer Luxus-Van auf Basis der neuen Plattform Van.EA gebaut werden. Das Fahrzeug wird beim Partner Fujian Benz gefertigt, ein in Fuzhou ansässiger Hersteller von leichten Nutzfahrzeugen.

Luxus-Vans sind in China vor allem bei Business-Kunden oder Shuttle-Unternehmen beliebt und meist pompös ausgestattet mit kuscheligen Sitzen und großen Bildschirmen. Da es zunehmend Einfuhrbeschränkungen für einige Innenstädte gibt, steigt langsam auch das Interesse an Elektroversionen.

Bereits bekannt war, dass Mercedes auch die neue Kompaktwagen-Generation auf der MMA-Plattform in China bauen wird. Zum ersten Modell CLA mit der Variante Shooting Break gesellen sich später noch die Nachfolger von GLA und GLB. Auch der CLA wird für China in einer Langversion gebaut.

Die Modelle sind für einen rein elektrischen Antrieb optimiert und sollen eine Reichweite von rund 750 Kilometer erreichen. Sie können aber auch Verbrennungsmotoren der neuesten Generation aufnehmen, die in einer Kooperation mit dem chinesischen Autobauer Geely entwickelt wurden. Insgesamt investiert Mercedes in die Neuanläufe in China umgerechnet rund 1,8 Milliarden Euro.