Volkswagen-Bilanz 2024: Gewinneinbruch weniger heftig als erwartet

Volkswagen hat seine Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorgelegt, das nicht nur von wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen geprägt war, sondern auch von enormem Spardruck. Das operative Ergebnis ist auf 19,1 Milliarden Euro gesunken – ein Minus von 15 Prozent, aber besser als die jüngste Prognose vom Herbst.

Die ging von einer "Größenordnung von rund 18 Milliarden Euro" aus. Den Rückgang erklärt VW mit deutlich gestiegenen Fixkosten, "die Sonderaufwendungen von netto 2,6 Milliarden Euro, insbesondere für Restrukturierungsmaßnahmen" enthalten. Aber auch das schlechte Geschäft in China verhagelt den Niedersachsen die Bilanz.

Noch drastischer fällt der Blick auf das Ergebnis nach Steuern aus: Hier steht ein Minus von 31 Prozent auf 12,4 Milliarden Euro in den Büchern. (zuvor 17,9 Milliarden Euro)

Anders als erwartet legte VW trotz schwächelnder Fahrzeugverkäufe beim Umsatz zu und erreichte 2024 324,7 Milliarden Euro. (2023: 322,3 Milliarden Euro). Ursprünglich ging VW von einem Plus von fünf Prozent aus, korrigierte mit den Q3-Zahlen die Prognose aber auf 320 Milliarden Euro. Volkswagen-CEO Oliver Blume: "2024 hat die Volkswagen Group entscheidende Impulse gesetzt. Mit innovativen, emotionalen Produkten. Mit wegweisenden strategischen Entscheidungen."

Die operative Umsatzrendite liegt bei 5,9 Prozent, im Vorjahr waren es sieben Prozent. Legt man das um nicht-operative Faktoren (Restrukturierungsaufwendungen, Rückstellungsauflösungen und Bewertungseffekte) bereinigte Ergebnis zu Grunde – 21,7 Milliarden Euro - steigt die Marge auf 6,7 Prozent. Hohe Investitionen belasten auch den Netto-Cashflow, der nunmehr bei 5,0 Milliarden Euro lag; im Vorjahr waren es noch 10,7 Milliarden. 

Die Markengruppe Core mit der Stammmarke VW Pkw erzielte bei gestiegenen Umsätzen eine leicht von 5,3 auf 5,0 Prozent gesunkene Umsatzrendite; das Ergebnis sank auf 6,96 Milliarden Euro (zuvor 7,2 Milliarden Euro). Deutliche Einbußen muss die Markengruppe Progressive hinnehmen: Getrieben vor allem von Audis schlechten Absätzen sinkt das operative Ergebnis von 6,3 auf 3,9 Milliarden Euro, die Rendite um drei Prozentpunkte auf 6,0 Prozent. Auch bei Porsche (Markengruppe Sport Luxury) geht die Rendite nach unten: 14,5 statt 18,6 Prozent.

Mit Spannung erwartet wurde der Vorschlag des Vorstands zur Dividende. Anders als vermutet, soll die Ausschüttungsquote doch wieder auf 30 Prozent steigen, je Stammaktie will VW 6,30 ausschütten, Vorzugs-Aktionäre erhalten sechs Cent mehr. In Anbetracht des geringeren Ergebnisses entspricht das trotz höherer Quote einem Rückgang von 30 Prozent gegenüber 2023.

Erfreulich: Auch die Mitarbeiter bekommen etwas mehr Bonus: Er steigt für das vergangene Jahr auf 4799,50 Euro – 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr und der höchste Wert seit 2021. In den nächsten beiden Jahren müssen sich die Beschäftigten allerdings mit dem Mindestbonus von 1880 Euro zufriedengeben.

Vorausschauend auf das laufende Jahr geht VW von einem Umsatzwachstum von bis zu fünf Prozent aus. Das Renditeziel liegt bei 5,5 bis 6,5 Prozent. Für den Automobilbereich erwartet der Konzern eine Investitionsquote von 12 bis 13 Prozent und einen Netto-Cashflow von zwei bis fünf Milliarden Euro. Hier sind weitere Ausgaben für Restrukturierungsmaßnahmen, aber auch Zukunftsinvestitionen berücksichtigt. 

Grundsätzlich bleibt das Umfeld angespannt, VW selbst spricht von Herausforderungen aus "einem Umfeld politischer Unsicherheit, zunehmenden Handelsbeschränkungen und geopolitischen Spannungen, der steigenden Wett­bewerbs­intensi­tät, volatilen Rohstoff-, Energie- und Devisenmärkten sowie aus verschärften emissions­bezogenen Anforderungen."

Kurzum: Es wird nicht einfach werden für den Konzern. Arno Antlitz, Volkswagens Finanz-Vorstand erklärt: "Unser Ausblick reflektiert die globalen wirtschaftlichen Herausforderungen und den tiefgreifenden Wandel der Branche. Wir halten Verbrenner technologisch wettbewerbsfähig, investieren in Elektromodelle und Software und stärken weiterhin unsere regionale Präsenz – mit klarem Wachstums- und Investitionskurs in den USA."