Der Flottenmarkt kennt drei Gewinner – und vier Verlierer

Wirtschaftliche Flaute, politische Unsicherheit, stockende Mobilitätstransformation: Die Rahmenbedingungen für den Flottenmarkt waren 2024 denkbar schwierig. Mit rund 912.000 Pkw-Neuzulassungen büßte der Kanal im Vergleich zum Vorjahr rund sieben Prozent ein, während der Gesamtmarkt um ein Prozent auf 2,82 Millionen schrumpfte.

Doch trotz Rückgang bleibt das abgelaufene Flottenjahr verhältnismäßig gut, denn das Vergleichsjahr 2023 war mit 977.000 Pkw-Neuzulassungen relativ stark. Der im September 2023 für Flotten ausgelaufene BEV-Bonus sorgte für vorgezogene E-Auto-Käufe. Entsprechend lohnt ein Blick auf den langjährigen Durchschnitt (2019 bis 2023): Dieser liegt mit 878.000 Einheiten deutlich unter 2024.

Der Start ins Jahr  2024 war stark, dafür sorgte der Auftragsüberhang. Doch mit fortschreitendem Jahr nahmen die Neuzulassungen ab. Viele Unternehmen kürzten ihren Ausgaben, das betraf beispielsweise die sogenannten Benefit-Fahrzeuge für neue Mitarbeiter. Entsprechend gewannen die drei bis vier Jahre alten Fahrzeuge an Bedeutung, bei denen der turnusgemäße Wechsel anstand.

Die Tendenz schreibt sich auch in den nächsten Monaten fort. Dataforce-Analyst Benjamin Kibies rechnet für das laufende Jahr mit rund 915.000 Flotten-Neuzulassungen: „Wir gehen davon aus, dass die Flottenzulassungen bis zum Ende des Jahrzehnts oberhalb der 900.000-Einheiten-Grenze bleiben.“

Die hohen Fahrzeugpreise könnten nach Kibies Einschätzung dazu führen, dass mehr Privatkunden in den nächsten Jahren über ihren Arbeitgeber ihr Auto finanzieren. Doch das Ausscheiden der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt dürfte auch der Flottenmarkt in einigen Jahr zu spüren bekommen.

Der Blick auf die Zahlen kennt das vergangene Jahr vor allem drei Gewinner:

• Škoda: Die tschechische VW-Tochter hat ihren Flottenabsatz um rund zehn Prozent auf 101.000 Einheiten gesteigert. BMW und vor allem Audi lässt die Marke mittlerweile hinter sich, Mercedes (103.000 Pkw-Neuzulassungen) ist in Reichweite. Der Octavia (plus acht Prozent auf 36.000 Stück) wird mehr und mehr zum Standardmodell in Flotten, der Enyaq ist mit einem Plus von 56 Prozent auf 14.900 Einheiten der stärkste Flotten-BEV.
• Volvo: Die Schweden aus dem chinesischen Geely-Konzern rückten mit einem Wachstum von 42 Prozent auf gut 25.000 Auslieferungen wieder in die Flotten-Top-Ten. Volvo wuchs fast über die gesamte Modellpalette hinweg. Rückgänge gab es nur bei den Kompakt-SUVs EX40 und EC40.
• Peugeot: Die Löwenmarke kam 2024 auf rund 16.000 Auslieferungen an Flottenkunden. Das entspricht einem Plus von 38 Prozent.

Wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer. Vier Hersteller stechen besonders hervor:

• Tesla: Die allgemein schwierigen Rahmenbedingungen wurden durch hausgemachte Fehler verstärkt. Erratische Preispolitik, fehlende Werkstätten und eingeschränktes Angebot schreckten viele Fuhrparkchefs ab. Die Flottenzulassungen halbierten sich nahezu (-42 Prozent) auf 14.200 Teslas.
• Mini: Die BMW-Tochter hatte im vergangenen Jahr einen massiven Modellwechsel, das sollte sich 2025 auszahlen. Statt der 11.000 in 2023 zählt Mini 2024 nur noch 6400 Flottenneuzulassungen.
• Renault: Renault vernachlässigten in den vergangenen Monaten das Flottengeschäft. Die Folge war ein Einbruch um zwei Fünftel auf knapp 10.900 Einheiten. Der Marktanteil ging um 0,7 Punkte auf 1,2 Prozent zurück.
• Audi: Der VW-Tochter fehlten neue Modelle, das führte zu einem Absatzeinbruch von knapp einem Viertel (-24 Prozent) auf 73.700 Einheiten. Im laufenden Jahr hoffen die Audianer auf eine Trend-Umkehr.

Wie bei Privatkunden stand auch im Flottenmarkt die BEV-Nachfrage unter Druck. Bei Fuhrparks war das Minus mit 18 Prozent jedoch deutlich kleiner als im Privatmarkt (-39 Prozent). Zudem haben sich die BEV-Marktanteile in Flotten im Jahresverlauf immer weiter erholt und sind seit September wieder bei 20 Prozent angekommen.

Am Ende wechselten die Kanäle die Position: "Erstmals seit 2019 wurden 2024 im Flottenmarkt mit 150.000 BEVs wieder mehr Elektroautos zugelassen als im Privatmarkt, wo es 137.000 Einheiten waren", so Dataforce-Analyst Kibies.

Die eigentlichen Gewinner waren Plug-ins, die in den vergangenen Monaten ein bemerkenswertes Comeback hinlegten. Etwa jede zehnte Flottenzulassung hatte den doppelten Antrieb. Zwei Jahre nach dem Förderende kletterte ihr Zulassungsvolumen um 13,5 Prozent auf knapp 95.000 Einheiten.

Die beiden Antriebstechnologien werden im laufenden Jahr noch stärker in den Fokus rücken, weil Brüssel die Emissionsvorgaben verschärft hat. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß sank im letzten Quartal 2024 auf 103 g/km (Jahresdurchschnitt 113 g/km). Damit ist der deutsche Flottenmarkt bereits recht gut für die strengeren CO2-Ziele 2025 gerüstet.