Erstling der PPC-Familie: Das kann der neue Audi A5

Ja, bei Audi ärgert man sich über die Verspätung der groß angekündigten Modell-Offensive, die vor allem den Problemen mit der Software geschuldet ist. Und natürlich haben sie in den vergangenen Monaten so ziemlich alle Witze zu hören bekommen, die den vermeintlichen Vorsprung durch Technik verhöhnen.

Doch was beim elektrischen Q6 ein Ärgernis war, könnte sich beim A5 als Glücksfall erweisen. Denn die neue Business-Baureihe auf der Premium Platform Combustion (PPC) kommt genau zur richtigen Zeit: Jetzt, wo die elektrische Euphorie einer Ernüchterung weicht und all die Tesla-Verfolger mit Problemen kämpfen, bietet Audi eine Verbrenner-Familie an, die das Beste aus der alten Autowelt bietet, ohne dabei altmodisch zu sein.

Die neue Baureihe folgt der neuen Nomenklatur aus Ingolstadt, die für Verbrenner künftig ungerade Typenreihen vorsieht. Und weil der neue A5 nicht nur die alten A4-Kunden bedienen soll, sondern auch die A6-Fahrer, die noch nicht auf den Elektro-Antrieb umsteigen wollen, hat Audi den A5 eine halbe Klasse nach oben gezogen.

Der Radstand wächst um acht Zentimeter auf 2,90 Meter, die Länge um knapp sieben Zentimeter auf 4,83 Meter. Das macht sich bei der ersten Sitzprobe vor allem um die Knie herum bemerkbar, aber auch um die Schultern wirkt das Auto verglichen mit dem A4 spürbar luftiger. Und für Koffer ist auch noch genügend Platz: Bei der Limousine gehen 445 bis 1299 Liter unter die jetzt serienmäßig elektrische Klappe, beim Avant sind es 476 bis 1427 Liter.

Während Audi vom neuen Design und der neuen Architektur schwärmt, folgen sie beim Antrieb der alten Schule und kleben noch einmal die geliebten Logos aufs Heck. Los geht es mit einem TFSI von 2,0 Litern Hubraum, den es mit 150 oder 204 PS gibt. Und ja, auch einen neuen TDI haben sie noch einmal entwickelt und den ebenfalls zwei Liter großen Ölbrenner mit seinen 204 PS zum Mildhybrid plus aufgerüstet.

So nennen die Bayern den elektrischen Booster, der deutlich mehr kann als ein klassischer Starter-Generator, weil er eine größere Leistung hat und eine bessere Batterie. So kann er nicht nur aktiv die Fahraufgabe bei sehr niedrigem Tempo übernehmen, sondern auch spürbar mehr Energie beim Bremsen zurückgewinnen und den Verbrauch so um bis zu 0,4 Liter drücken. Die gleiche Technik nutzt Audi für den S5, der zunächst als einziger V6 mit drei Litern Hubraum und 367 PS antritt.

Zwar flirtet Audi auch beim A5 mit dem elektrischen Fahren, leistet sich aber gerade beim Plug-in-Hybrid einen Patzer. Denn so zeitgemäß eine elektrische Reichweite von rund 100 Kilometern ist, so lahm ist der Teilzeitstromer beim Laden: Am Wechselstrom gehen maximal 11 kW und Schnellladen am Gleichstrom ist – anders als bei viel billigeren Konzernmodellen wie dem VW Passat oder dem Skoda Octavia – gar nicht vorgesehen.

Bei der Ausstattung macht Audi dagegen keine Kompromisse. So gibt es zum Beispiel ein riesiges, in einzelnen Segmenten auf Knopfdruck dimmbares Glasdach, ein freistehendes Digital-Cockpit und reichlich Lack und Leder.

Und genau wie im Q6 e-tron baut Audi intelligente Scheinwerfer mit individuell konfigurierbaren Lichtsignaturen sowie kommunikative Rückleuchten ein, die den nachfolgenden Verkehr mit speziellen Piktogrammen warnen. Es gibt Assistenzsysteme, die Schwarmdaten nutzen, und es gibt eine Elektronik-Architektur, die over the air auf den neuesten Stand gebracht werden kann.

Der neue A5 ist wahrscheinlich der beste A4, den Audi bislang gebaut hat. Für den Audi 80 gilt das Gleiche, selbst wenn da in den vergangenen 30 Jahren schon ein paar Highlights zusammengekommen sind. Aber Audi lässt sich den Aufstieg in die Business-Klasse auch teuer bezahlen und schlägt knapp zehn Prozent auf: Das neue Format und die neue Technik treiben den Einstiegspreis für die Limousine auf 45.200 Euro und der Avant startet bei 46.850 Euro.

Mit dem Q6 als erstem Auto auf der Premium Platform Electric (PPE) und dem A5 als Erstling der neuen PPC-Familie geht es bei Audi plötzlich Schlag auf Schlag. Und schon in ein paar Wochen zieht Audi das Tuch vom elektrischen A6 als Limousine und Avant, dann folgt der nächste Q5 und spätestens Anfang nächsten Jahres gibt es mit dem A7 auch ein neues PPC-Modell für die Oberklasse.