Messe Genf ohne deutsche Premiumhersteller

Es sollte der große Neustart nach Corona werden: Zum 100-jährigen Bestehen des Genfer Autosalons wagen die Veranstalter 2024 (26. Februar bis 3. März) einen neuen Anlauf, um die Messe wieder im Kalender der Hersteller zu etablieren. Mit Renault hatte sich in den vergangenen Tagen bereits ein prominenter Name zur Teilnahme bekannt. Dort wird der Erfolg der IAA Mobility im September in München als Grund genannt. Doch ausgerechnet aus Deutschland hagelt es Absagen.

So wird keiner der deutschen Premium-Hersteller in Genf präsent sein, wie die Automobilwoche exklusiv erfahren hat. Um Zielgruppen und Kunden bestmöglich zu erreichen, würden die Kommunikationsplattformen bei Mercedes-Benz kontinuierlich und individuell überprüft, so eine Sprecherin. Anzahl und Umfang der Markenpräsenzen werden demnach stärker als in der Vergangenheit auf Modellneuheiten, neue Präsentationsformate und Synergien ausgerichtet. "Die Mercedes-Benz AG wird nach sorgfältiger Prüfung nicht am Genfer Autosalon 2024 teilnehmen", so die Sprecherin.

Ganz ähnlich klingt das beim Wettbewerber aus München. "Die BMW AG hat ihre Event- und Messelandschaft vor ein paar Jahren strategisch neu sortiert. Dabei haben wir eigene neue Formate ergänzt wie etwa NextGen, manch bestehendes Format dagegen auslaufen lassen. Dazu gehören die Auftritte in Genf, Paris und Detroit. Wir werden daher auch 2024 nicht in Genf dabei sein."

Beim Volkswagen-Konzern wird die Entscheidung den einzelnen Marken überlassen. "VW wird in Genf allerdings nicht vertreten sein", so ein Sprecher. Bei Audi als Premiummarke sind die Würfel ebenfalls gefallen. "Wir sind 2024 nicht dabei. Das ist aber keine generelle Entscheidung gegen Genf", so ein Sprecher. Vielmehr werde das Event-Programm jedes Jahr abhängig von Produktplanung und Timing für die Premieren neu bewertet.

Skoda, Cupra und Porsche haben sich zwar offiziell noch nicht entschieden. Doch die Wahrscheinlichkeit für eine Teilnahme ist gering, wie aus den Unternehmen zu hören ist. Von der Stellantis-Marke Opel war zunächst keine Antwort zu erhalten. Die Rüsselsheimer waren bei der IAA in München vertreten. Eine Entscheidung dürfte in der Konzernzentrale fallen.

Angesichts der zahlreichen Absagen stellt sich die Frage, ob die traditionsreiche Messe in Genf wiederbelebt werden kann. Im vergangenen Jahr hatten sich die Veranstalter entschlossen, nach Katar auszuweichen. Doch die internationale Resonanz auf die Autoshow im Wüstenstaat blieb verhalten.

Die Messe in Genf ist nicht die Einzige, die seit Jahren ums Überleben kämpft. Die Motorshow in Detroit ist trotz neuen Formats und mehrfach veränderter Termine in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Auch der einst renommierte Pariser Autosalon hatte im vergangenen Jahr mit leeren Hallen zu kämpfen.

Dagegen erfreuen sich Veranstaltungen wie die Tech-Show CES in Las Vegas, das Goodwood Festival of Speed oder der Concours d'Elegance in Pebble Beach bei vielen Herstellern zunehmender Beliebtheit. Auch die IAA Mobility in München verzeichnete in diesem Jahr steigende Besucherzahlen und wurde von Veranstaltern wie Herstellern und Zulieferern als Erfolg gewertet.

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