Die hohen Dezemberzulassungen belasten das Januarergebnis

Im Januar wurden in Deutschland 179.247 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Minus von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Es kamen 4.865 neue Pkw weniger auf die Straße als vor einem Jahr. Es ist nach 2021 das zweitniedrigste Januarergebnis aller Zeiten. Verglichen mit den fünf Jahren vor der Pandemie betrug das Minus im abgelaufenen Monat fast 26 Prozent.

Die aktuelle Entwicklung ist trotz des Rückgangs weiterhin vom Abbau des hohen Auftragsbestands aufgrund steigender Produktion geprägt. Allerdings wurden zum Jahresende sehr viele Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden und reinen E-Mobilen vorgezogen. Grund war das Auslaufen des Umweltbonus für Plug-in-Hybride und seine Reduzierung für reine E-Mobile. Diese vorgezogenen Neuzulassungen fehlten zu einem großen Teil im Januar und werden sich auch noch im Februar negativ bemerkbar machen.

Die 8.853 Neuzulassungen für Plug-in-Hybride bedeuteten einen Rückgang um über 53 Prozent (minus 10.047 Neuzulassungen) gegenüber dem Vorjahresmonat. Im Vergleich zum Dezember wurden 61.000 weniger Neuzulassungen registriert. Der Marktanteil sank nach 22,9 Prozent im Dezember auf 4,9 Prozent.

Die reinen E-Mobile kamen auf 18.136 Neuzulassungen, ein Minus von 13,2 Prozent (minus 2.756 Neuzulassungen) gegenüber Januar 2022. Verglichen mit Dezember betrug der Rückgang gut 86.000 Neuzulassungen. Der Marktanteil, der im Dezember den Rekordwert von 33,2 Prozent erreichte, fiel auf 10,1 Prozent. Wie sich diese beiden Antriebsarten nach den Änderungen beim Umweltbonus mittelfristig entwickeln werden, lässt sich sicher erst nach Ablauf des ersten Quartals beurteilen.

Bei den Hybriden ohne Stecker und den Benziner machten sich die verbesserten Produktionsmöglichkeiten bemerkbar. Die Benziner steigerten sich gegenüber dem Vorjahr um 3,5 Prozent, die Neuzulassungen der Hybride ohne Stecker stiegen um 19 Prozent. Bei beiden Antriebsarten wurden auch die Dezemberergebnisse übertroffen. Reine Diesel-Pkw gingen um 1,2 Prozent zurück und erzielten mit 21,9 Prozent einen leicht höheren Marktanteil als im Vorjahr.

Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) hat sich die Inlandsproduktion der deutschen Hersteller gegenüber dem Vorjahr zwar um 31 Prozent erhöht, liegt aber zwölf Prozent unter dem Wert von Januar 2019. Der durch die niedrigen Neuzulassungen der vergangenen Monate stark erhöhte Auftragsbestand wird aktuell zwar abgebaut, ein vollständiger Abbau der überhöhten Auftragsbestände ist aber erst im weiteren Jahresverlauf zu erwarten.

Die Folgen des starken Anstiegs der Lebenshaltungskosten spiegeln sich in der aktuellen Neuzulassungsentwicklung noch nicht wider und werden auch in den kommenden Monaten kaum Einfluss haben. Allerdings muss – wenn der hohe Auftragsbestand abgebaut sein wird – mit deutlich geringeren Neuzulassungen aufgrund der rückläufigen Nachfrage als in den Jahren vor dieser Krise gerechnet werden.

Einen Hinweis auf sinkende Nachfrage liefern die Auftragseingänge: Laut VDA sind die inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken im Januar um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Damit sanken die Auftragseingänge zum zehnten Mal in Folge.

Für das nun laufende Jahr geht die Automobilwoche weiterhin von folgendem Szenario aus: Nach dem Auslaufen der negativen Effekte aufgrund der vorgezogenen Zulassungen wird der Abbau des stark erhöhte Auftragsbestand die Neuzulassungen noch einige Monate stützen.

Die negativen Effekte aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds, insbesondere der starken Reallohnrückgänge, werden dann im weiteren Jahresverlauf bei den Neuzulassungen überwiegen. Unter diesen Voraussetzungen erwartet die Automobilwoche für das laufende Jahr zirka 2,8 Millionen Neuzulassungen, ein Plus von 5,6 Prozent gegenüber vergangenem Jahr. Dies wären dann aber immer noch fast 19 Prozent weniger als im Mittel der fünf vorpandemischen Jahre und – abgesehen von den Jahren 2021 und 2022 – die niedrigsten Neuzulassungen im wiedervereinigten Deutschland.

Die privaten Neuzulassungen verzeichneten im Januar mit minus 12,1 Prozent zum vierten Mal in Folge eine schwächere Entwicklung als die gewerblichen Zulassungen, die um 2,5 Prozent zulegten.

Bei einem Gesamtmarktrückgang von 2,6 Prozent gab es deutliche Unterschiede bei den Top-15-Marken von mehr als plus 900 Prozent bis minus 39 Prozent. Das deutlichste Plus mit 912,2 Prozent verzeichnete Tesla auf Platz zwölf des Herstellerranking. Allerdings sind die 4.241 Neuzulassungen deutlich geringer als die 17.501 Neuzulassungen aus dem Dezember. Dacia verbesserte sich um 42,2 Prozent, Mazda brachte es auf plus 31 Prozent.

Mit einem Plus von 1,3 Prozent und einem Marktanteil von 20,7 Prozent bleibt VW eindeutiger Marktführer. Es ist der höchste Marktanteil der Wolfsburger seit Juli 2021. Mit einem Anteil von 12,0 Prozent belegte Mercedes Platz zwei vor Audi (8,2 Prozent). Skoda sprang mit plus 12,6 Prozent auf Platz vier. Der Marktanteil kletterte auf 7,7 Prozent. Es der höchste jemals beobachtete Wert für die Marke. BMW komplettierte mit minus 24,7 Prozent und einem Marktanteil von 6,2 Prozent die Top Fünf. Es ist der niedrigste Marktanteil seit Mai 2020.

Die Situation auf dem Gebrauchtwagenmarkt hat sich im Januar leicht entspannt. Die Besitzumschreibungen lagen zum ersten Mal seit elf Monaten über dem Vorjahreswert (plus vier Prozent). Verglichen mit dem mittleren Wert des entsprechenden Zeitraums von 2015 bis 2019 beträgt das Minus aber immer noch gut 13 Prozent. Erst wenn weiter vermehrt im Bestand befindliche Pkw durch Neuwagen ersetzt werden können, ergibt sich Potenzial für eine deutlichere Belebung des Gebrauchtwagenmarktes.

Aus dem Datencenter:

Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im Januar 2023

Neuzulassungen in einem Januar in Deutschland 2000 bis 2023

Entwicklung der inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken bis Januar 2023

Marktanteile der Top-15-Marken im Januar 2023 in Deutschland

Top 15 Markenentwicklung Januar 2023 Deutschland

Marktanteile von deutschen Premium- und Volumenmarken und Importeuren – Januar 2023 und Entwicklung

Monatliche Marktanteile nach alternativen Antriebsarten in Deutschland Januar 2019 bis Januar 2023

Marktanteile nach Antriebsarten im Januar 2023

Marktanteilsveränderung nach Antriebsarten in Deutschland im Januar 2023

CO2-Ausstoß der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland bis Januar 2023

Pkw-Besitzumschreibungen in Deutschland von Januar 2019 bis Januar 2023