Das Verhältnis zwischen Audi und seinen Händler ist angespannt. Äußerungen von Audi-Chef Markus Duesmann über ein Tempolimit auf Autobahnen sowie Sonntagsfahrverbote kamen zuletzt schlecht an. Ein „Schlag ins Gesicht der Autohändler“ und „geschäftsschädigend“ nannte ihr oberster Vertreter, Dirk Weddigen von Knapp, die Aussagen.
Er traf damit die Stimmung vieler Audi-Partner, bei denen zuletzt zunehmend das Gefühl aufkam, dass die Führungsriege aus Ingolstadt den Vertrieb eher erschwert als fördert. Da passte es, dass der Hersteller seine Händler zuvor schon intern aufgefordert hatte, sich nicht allein auf das Audi-Angebot zu verlassen, sondern sich zu diversifizieren und das Portfolio weiter auszubauen.
In normalen Zeiten würden die Händler mit den Aussagen der Audi-Manager noch entspannt umgehen. Doch normal ist bei Audi im Moment wenig. Die Liefersituation bringt viele Händler in die Bredouille. Einerseits hat Audi Probleme, genügend Fahrzeuge bereitzustellen, andererseits drängen die Ingolstädter ihre Partner massiv, die Quartalsziele zu erreichen.
„So einen Druck habe ich noch nie erlebt“, sagt ein langjähriger Audi-Partner. Zum Teil würden Fahrzeuge in den Systemen auf auslieferungsfähig gestellt, obwohl die Transportunternehmen keine Kapazitäten mehr haben. „Audi zwingt uns, Kundenfahrzeuge zuzulassen, die noch gar nicht bei uns auf dem Hof stehen“, sagt der Händler.
Für die Kunden bedeutet dies: Das Fahrzeug hat eine Zulassung noch im alten Jahr, und der Leasingeintritt muss unter Umständen mit weiterem Aufwand um einen Monat verschoben werden. Die Herstellergarantie läuft aber bereits seit der Zulassung. Das sorgt für Unmut und hilft wenig: Trotz des Drucks werde er sein mit Audi abgeschlossenes Jahresziel in diesem Jahr wohl um 20 Prozent verfehlen, meint der Händler. Er ist nicht der einzige.
Besonders gravierend sind die Lieferprobleme bei den margenträchtigen RS-Modellen. Audi hatte die Händler noch ausdrücklich aufgefordert, diese im großen Stil zu ordern. Doch dann kam das Stoppschild und etliche der Bestellungen wurden aufgrund fehlender Kapazitäten wieder storniert. Das frustriert nicht nur Händler, sondern auch die Kunden.
Für Ärger sorgte zudem Audis Lösung zum Ende des Umweltbonus. Weil ab 2023 die Förderung für Plug-in-Hybride endet und die Förderung für E-Autos reduziert wird, will Audi, wie auch andere Konzernmarken, die Umweltprämie für Autos übernehmen, die zu spät ausgeliefert werden. Der Haken daran: Händler sollen sich mit einem Prozent des Verkaufspreises an der Kostenübernahme beteiligen – obwohl sie die verspätete Lieferung nicht zu verantworten haben.
Diese vielen Missstände im Alltag sorgen nun für Skepsis im Großen. Seit Monaten feilscht Audi mit seinen Partnern um die Einführung des Agenturmodells für Elektroautos. Das Problem: Bei VW funktioniert die Agentur mehr schlecht als recht. Neben Problemen mit der IT steht dort vor allem die Agenturvergütung in der Kritik der Händler.
Wenn es gut läuft, bekommen sie vier Prozent fixe plus zwei Prozent variable Vergütung. Viel zu wenig aus Sicht der Händler, um davon leben zu können und die notwendigen Investitionen zu tätigen. Kein Wunder also, dass die Audi-Partner, die häufig auch VW führen, skeptisch sind. Die Probleme bei der Umstellung wollen viele kein zweites Mal erleben.
(Christoph Baeuchle/Armin Wutzer)