Autoscout rechnet sich gute Chancen aus

Der Online-Verkauf von Gebrauchtwagen gilt spätestens seit vergangenem Jahr als das "next big thing" im Autohandel. Alle paar Monate kündigt ein neuer, in der Regel üppig mit Investorengeldern ausgestatteter Player seinen Markteintritt an. Zuletzt gab die tschechische Plattform Driverama ihren Verkaufsstart in Deutschland bekannt. Seit vergangenem September ist mit Autoscout24 auch einer der beiden deutschen Gebrauchtwagenplatzhirsche mit von der Partie. "Smyle" heißt das Angebot, bei dem Autoscout unter eigener Marke und auf eigene Rechnung Gebrauchtwagen verkauft, die Händler der Plattform aus ihren Beständen zu diesem Zweck bereitstellen.

Nun hat Autoscout erstmals einige Zahlen zu Smyle vorgelegt. Demnach ist der durchschnittlich verkaufte Gebrauchtwagen auf der Plattform rund 29 Monate alt, hat 25.000 Kilometer auf dem Tacho und kostet 16.600 Euro. Damit liegen die Preise bei Smyle leicht über dem allgemeinen Durchschnitt von 15.740 Euro, den die Deutsche Automobil Treuhand in ihrem aktuellen DAT-Report ermittelt hat.

Die meistverkauften Modelle sind VW Golf, Fiat Tipo und Seat Ibiza, der Verbrenneranteil liegt bei rund 95 Prozent (76 Prozent Benzin, 19 Prozent Diesel) und der durchschnittliche Käufer ist 42,2 Jahre alt. Letzteres liegt leicht über dem allgemeinen Durchschnitt von 41,8 Jahren laut DAT-Report.

Zahlen zum Umsatz, den verkauften Fahrzeugen und der Zahl der Händler, die Smyle nutzen nannte Autoscout im Gespräch mit der Automobilwoche unter Berufung auf den "extrem kompetitiven" Markt nicht. Man habe aber seit dem Start die Zahl der Händler verdreifacht und die Zahl der Inserate auf aktuell rund 4.600 vervierfacht, berichtete Felix Frank,Chief Commercial Officer bei Autoscout. Damit liegt Autoscout zwar vor den Konkurrenten Cazoo und Driverama, die derzeit auf rund 1500 beziehungsweise 1000 Inserate kommen. Der Abstand zu Marktführer Autohero dürfte aber noch deutlich sein. Dieser meldet zwar keine Infos zur Zahl der Inserate, laut den Quartalsberichten des Mutterkonzerns Auto1 verzeichnete die Plattform in den ersten neun Monaten 2021 jedoch bereits mehr als 27.500 Verkäufe an Endkunden.

Im Wettbewerb rechnet sich Felix Frank mit Smyle gute Chancen aus: "Weil wir eng mit dem Handel zusammenarbeiten, können wir das Angebot deutlich leichter hochskalieren als andere. Unser Inventar wächst einfach mit neuen teilnehmenden Händlern, während unsere Konkurrenten massiv in Infrastruktur wie etwa Lagerkapazitäten investieren müssen, wenn sie mehr Autos verkaufen wollen" Bei Autoscout stehen die Autos bis zum Verkauf auf den Höfen der Partnerhändler und werden erst nach einem Vertragsabschluss abgeholt, aufbereitet und zu den Kunden gebracht. Anders als die meisten anderen Online-Händler will Autoscout den klassischen Handel ausdrücklich nicht als Konkurrenten betrachtet wissen. Felix Frank: "Die großen Online-Pure-Player sind selbst Händler und daher Konkurrenten der Autohäuser. Das trifft auf uns nicht zu. Wir sehen uns als Partner des Handels."

Spricht man mit einzelnen Händlern zeigen sich diese durchaus zufrieden. "Wir können mit Smyle Langsteher aufgrund des größeren Einzugsgebiets besser verkaufen", sagte etwa Kevin Mössmer, Geschäftsführer von Mössmer Automobile. Die Erträge seien auf dem gleichen Niveau wie beim Verkauf über klassische Inserate. Die eigene Händlermarke nehme durch den Verkauf über Smyle, bei dem der einzelne Händler im Kaufprozess nicht auftaucht, keinen Schaden, weil nur wenige Käufer wirklich aus der Region kämen. Laut Autoscout liegen zwischen Händler und Käufer im Schnitt 400 Kilometer. "Das sind also eindeutig Kunden, die nicht aus dem üblichen Einzugsgebiet eines Autohauses kommen", sagte Felix Frank. Das belege, dass man dem Handel mit dem Angebot zusätzliches Geschäft verschaffe.

Um das Geschäft weiter anzukurbeln plant Autoscout nun, die eigene Logistik mit neuen Lkw sowie Auslieferungs- und Aufbereitungshubs auszubauen. Auch das Marketing soll intensiviert werden. Details nannte Autoscout nicht. Die Messlatte jedoch liegt hoch – Konkurrenten wie Cazoo und Auto1 geben Millionensummen für Werbung und Sportsponsoring aus. Autohero ist beispielsweise Hauptsponsor des Bundesligaklubs Herta BSC, Cazoo wiederum sponsert mehrere Premier League Clubs und seit Kurzem auch den spanischen Valencia CF.

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