BMW bleibt vor Mercedes, büßt aber stärker ein

Wer verwaltet den Mangel am besten? Das war die zentrale Frage beim Absatz der Premiumhersteller im Jahr 2022. Im ewigen Kampf der Rivalen BMW und Mercedes haben die Münchner ihren Spitzenplatz behaupten können. Doch der Vorsprung ist im Vergleich zum vergangenen Jahr etwas geschmolzen, die beiden Premiummarken sind so dicht beieinander wie schon seit Jahren nicht mehr.

Von der Kernmarke BMW wurden im vergangenen Jahr 2.100.692 Einheiten verkauft und damit 5,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Mercedes konnte dagegen mit einem starken vierten Quartal etwas aufholen und lieferte 2.043.900 Einheiten an Kunden aus, ein leichtes Minus von einem Prozent. Beide Hersteller konnten dabei den Anteil elektrifizierter Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöhen.

Bei BMW waren es 372.956 elektrifizierte Fahrzeuge, also inklusive Plug-In-Hybriden. Dies bedeutet eine Steigerung von 35,6 Prozent. Die Marke verzeichne eine hohe Zahl an Auftragseingängen für die rein elektrischen Modelle iX1, i4, iX und i7. Die Verkaufszahlen etwa vom elektrischen Flaggschiff iX sind aber in Deutschland noch sehr bescheiden. Laut KBA wurden 2022 nur 4497 iX zugelassen. Zur Einordnung: Tesla hat im gleichen Zeitraum 35.426 Model Y und 33.841 Model 3 verkauft.

Ein Großteil des Erfolgs bei rein elektrischen Modellen geht bei BMW auf den Mini zurück. Der vollelektrische MINI Cooper SE ist 2022 die meistverkaufte Modellvariante. Im vergangenen Jahr wurden 43.744 Einheiten des Stromers weltweit verkauft, was einer Steigerung von 25,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Zieht man diese Zahl von den 215.755 abgesetzten vollelektrischen Fahrzeugen der Marken BMW und Mini ab, dann bleiben für die Kernmarke 172.011 Einheiten, was einem Plus von fast 150 Prozent und einem Anteil von rund acht Prozent entspricht. 

Auch 2023 liege der Fokus klar auf dem weiteren Hochlauf der Elektromobilität, so BMW-Vertriebschef Pieter Nota. Er kündigte an: "Der nächste Meilenstein für 2023: ein Anteil von 15 Prozent vollelektrischer Fahrzeuge am gesamten Absatz. Mit der Einführung des BMW i5 im laufenden Jahr gehen wir dabei einen weiteren bedeutenden Schritt auf dem Weg der Elektrifizierung unserer Modellpalette." Wie schon der i7 basiert der i5 aber noch nicht auf einer rein elektrischen Plattform. Diese soll 2025 mit der Neuen Klasse eingeführt werden.

Auch bei Mercede ist der Anteil elektrischer Fahrzeuge deutlich gestiegen. Inzwischen hat die Marke mit EQA, EQB, EQC, EQV sowie EQS und EQE und deren SUV-Ableger acht Modelle im Angebot. Die Auslieferungen von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) bei Mercedes verdoppelten sich auf 117.800 Einheiten. Der Anteil am Gesamtabsatz beträgt aber lediglich 5,8 Prozent. Auch dies mag ein Grund dafür sein, warum Mercedes in den nächsten Jahren ein eigenes Ladenetz mit bis zu 10.000 Schnellladern weltweit aufbauen will. Zunächst sollen in den USA bis 2027 rund 400 Ladeparks an attraktiven Standorten entstehen.

Viel wichtiger für die Luxus-Strategie dürfte bei Mercedes aber das Wachstum bei den High-End-Modellen wie S-Klasse, Maybach, AMG und G-Klasse sein. Mercedes-Maybach erzielte im Gesamtjahr mit 21.600 ausgelieferten Einheiten und einem Plus von 37 Prozent einen neuen Rekord. Der wichtigste Markt ist China, wo allein 1100 Maybach pro Monat verkauft werden, aber auch in Japan, Südkorea und im Mittlere Osten sind die Luxusfahrzeuge gefragt. Die Auslieferungen der S-Klasse stiegen um fünf Prozent auf über 90.000 Einheiten. Vom rein elektrischen EQS hat Mercedes  19.200 Fahrzeuge ausgeliefert, angetrieben von einer starken Nachfrage in den USA.

Für beide Premiumhersteller bleibt China der mit Abstand wichtigste Markt. BMW konnte im vergangenen Jahr 791.985 Einheiten verkaufen, was einem Rückgang von 6,4 Prozent entspricht. Vor allem die wiederholten Lockdowns während der Corona-Pandemie haben das seit vielen Jahren andauernde Wachstums gebremst. Mercedes hat in China 751.700 Fahrzeuge absetzen können. Auch hier fiel der Rückgang mit rund einem Prozent moderater aus als bei BMW. Während Mercedes in Europa und den USA vor allem wegen eines starken vierten Quartals zulegen konnte, musste BMW auch hier Federn lassen. In Europa fiel der Rückgang mit 7,5 Prozent besonders stark aus.

Aus dem Datencenter:

Absatz verschiedener Marken bis Dezember 2022 in Deutschland