Sieger in volatilen Zeiten

In der BMW Welt in München hat die BMW Group ihren „Best Group Supplier Innovation Award verliehen“. Unternehmen aus sechs Kategorien erhielten die Auszeichnung. Der für den Einkauf und das Lieferantennetzwerk verantwortliche BMW-Vorstand Joachim Post erklärte, dass mit der Preisverleihung „die Innovationskraft und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten – gerade auch in herausfordernden Zeiten“, gewürdigt werden solle. Und weiter: „Zukunft entscheidet sich immer stärker über Innovationen und Technologien.“

Vier Jahre nach der letzten Veranstaltung erhielten die Preisträger ihre Auszeichnung in den Kategorien Antrieb und E-Mobilität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Kundenerlebnis, Newcomer of the Year und Exceptional Team Performance. Post erklärte vor den rund 300 Gästen, dass sich die Branche seit etwa drei Jahren im Dauerkrisenmodus befindet. Corona-Pandemie, Lieferkettenprobleme, Halbleiterknappheit, geopolitische Spannungen, hohe Energiekosten als Folge des Krieges in der Ukraine sowie steigende Inflation mit drohender Rezession haben die Industrie gefordert.

Dass BMW das mit seinen Partnern „vergleichsweise gut geschafft“ hat, lässt ihn deshalb zuversichtlich und mit Grundvertrauen in die Zukunft blicken. Post macht aber dennoch klar: „Die Anforderungen werden nicht geringer. Wir müssen sie alle auch künftig im Griff haben, sonst helfen uns die besten Innovationen nichts.“

Für den BMW-Vorstand gewinnt das Thema Resilienz in einer komplexeren und volatileren Welt zunehmend an Bedeutung. Für den Konzern bedeute das unter anderem „Flexibilität bei unseren Antriebsformen – batterieelektrisch, Plug-in-Hybride, verbrauchsarme Verbrenner und Wasserstoff."

Post ist davon überzeugt, dass der Fokus auf eine einzige Antriebsform „den unterschiedlichen Kundenbedürfnissen in den einzelnen Märkten nicht gerecht wird“.  Als Grund dafür nennt er die Entwicklung der Ladeinfrastruktur und die Verfügbarkeit und Preisentwicklung von Batterie-Rohstoffen, die Risiken bergen.

Resilienz bedeutet für den Manager aber auch, regionale Abhängigkeiten zu reduzieren und robuste internationale Lieferketten sicherzustellen. Die vergangenen drei Jahre hätten gezeigt, wie „extrem anfällig“ diese auf Störungen reagiert.

Große Hoffnung setzt Post auf Catena-X, ein kollaboratives und offenes Datenökosystem für die Automobilindustrie. Für ihn ist Catena-X „entscheidend für die Digitalisierung in unserem Business“. Er appelliert daher an die Zulieferer dort einzusteigen.

Kategorie Antrieb und E-Mobilität: CATL – Contemporary Amperex Technologies als wichtiger Impulsgeber.

Der Fahrzeughersteller würdigt den Lieferanten von Batteriezellen und -modulen als wichtigen strategischen Partner, um die Ziele der Gruppe in der E-Mobilität zu realisieren. So gebe der Zulieferer wichtige Impulse, um das Gesamtsystems Zelle-Modul-Batteriespeicher zu optimieren und ermögliche im bestehenden Bauraum, den Energieinhalt deutlich zu erhöhen.

Kategorie Nachhaltigkeit: Dürr Systems AG für Ressourcenschonung und Energieeffizienz durch Technologie.

Das Verfahren des Lackierspezialisten Dürr Systems AG verbindet laut BMW „auf beispielhafte Weise ökologische Nachhaltigkeit mit einem großen Nutzen für die Kundinnen und Kunden.“ Die over-sprayfreie Lackierung – also die Lackierung ohne Lacknebel – spart Energie, reduziert CO2-Emissionen und schont Ressourcen, da auf Schablonen und das Abkleben des Fahrzeugs verzichtet werden kann, lobt BMW. So würden Sonderanfertigungen in der Lackierung mit deutlich reduziertem Aufwand möglich.

Kategorie Digitalisierung: Continental Automotive GmbH Regensburg und NXP Semiconductors für die Entwicklung des BMW Digital Key Plus mit Ultra-Wideband-Technologie.

Der Halbleiterhersteller NXP Semiconductors und Continental Automotive Regensburg haben gemeinsam mit BMW eine industrieweit einmalige Lösung für einen digitalen Autoschlüssel entwickelt: den BMW Digital Key Plus. Damit werde das Smartphone zum Autoschlüssel, den man nicht einmal mehr aus der Tasche holen muss. Nähert man sich mit dem Smartphone dem Fahrzeug, schaltet es die Scheinwerfer ein und entriegelt selbstständig. Das innovative Verfahren sei nicht nur bequemer, sondern auch sicherer als andere Technologien zur drahtlosen Kommunikation wie beispielsweise Bluetooth oder WiFi, stellt der Fahrzeughersteller heraus.

Kategorie Kundenerlebnis: CarUX, Garmin, Webasto und Amazon für den BMW Theatre Screen als private Kino-Lounge im Fond.

Der BMW Theatre Screen, der erstmals in diesem Jahr im neuen BMW Siebener zum Einsatz kommt, verwandelt die zweite Sitzreihe in ein privates Filmtheater auf Rädern. Mit der Aktivierung des My Modes „Theatre“ senkt sich aus dem Dachhimmel ein 31 Zoll großes Panoramadisplay im Fond des Fahrzeugs herab, die Sonnenschutzrollos schließen automatisch und Sitzposition sowie Interieurbeleuchtung passen sich an. Gleich vier Zulieferer haben hier zusammengearbeitet: Webasto liefert die Displaymechanik, CarUX das vollkommen touchbare und hochauflösende 8K-Display, Garmin das Steuergerät und Amazon Fire TV neben Filmen und Serien auch Musik und weiterer Inhalte beliebter Apps.

Kategorie Newcomer of the Year: Bcomp – Große Innovation mit kleinem Gewicht.

Das Unternehmen Bcomp aus der Schweiz hat neue Produkte aus Flachsfasern entwickelt, die zum Beispiel carbonfaserverstärkten Kunststoff ersetzen können: PowerRibs ist von Blattadern inspiriert und sorgt für eine maximale Steifigkeit bei minimalem Gewicht. So kann das Gewicht des Fahrzeugs reduziert werden bei gleichzeitig weniger Materialverbrauch.
AmpliTex ist ein zweites Produkt von Bcomp, das herkömmliches Deckmaterial kohlenstoffneutral ersetzen kann und neue Strukturen für Oberflächen schafft. Durch die Kombination beider Materialien können bis zu 70 Prozent des Kunststoffs in Innenverkleidungen und gleichzeitig die CO2-Emissionen um bis zu 75 Prozent eingespart werden, sagt BMW. Über ihren Venture-Fonds BMW i Ventures ist die BMW Group an Bcomp beteiligt und unterstützt gemeinsam mit dem Start-up die Dekarbonisierung im Fahrzeugbau.

Kategorie Exceptional Team Performance: Mitarbeitende von Kabelbaum-Lieferanten in der Ukraine für ihr außerordentliches Engagement

Für ihren Einsatz unter schwierigsten Bedingungen zeichnet BMW die Mitarbeitenden der Partner in der Ukraine aus, die dort hochprofessionell und zuverlässig Kabelbäume für die Versorgung der BMW-Group-Werke produzieren. Gleichzeitig haben sie beim Aufbau von zusätzlichen Produktionsstandorten mitgewirkt. Der Fahrzeughersteller bezieht weiterhin auch aus der Ukraine Kabelbäume und steht verlässlich an der Seite der Lieferanten in der Ukraine, betont der Konzern.
Die geehrten Bordnetzanbieter: Dräxlmaier, Nexans, Leoni, Kromberg & Schubert und Yazaki.

Lesen Sie auch:

EXKLUSIV – BMW-Einkaufsvorstand Post: "Leder aus Kaktus – schon ziemlich cool"

Dazu aus dem Datencenter:

Wer liefert was für den BMW Siebener Baujahr 2022?